Tadesse Abraham nimmt die extremen Umstände beim WM-Marathon mit Humor. «Langsam starten und auf den letzten Kilometern die ausgeschiedenen Läufer überholen», antwortete der 37-Jährige auf die Frage nach seiner Taktik mit einem Schmunzeln.
Osaka 2007 war ähnlich extrem
Das Rennen, welches wie jenes der Frauen erst um Mitternacht Lokalzeit bei schwülheissen Temperaturen gestartet wird, gibt zu reden. Vieles werde dabei aber übertrieben, findet Viktor Röthlin. «Das ist nicht der aussergewöhnlichste WM-Marathon, den es je gegeben hat», relativiert der Obwaldner.
Röthlin weiss, wovon er spricht. Als er 2007 im japanischen Osaka WM-Bronze gewann, sei es ähnlich gewesen. «Die Luftfeuchtigkeit war gar noch höher, ausserdem startete das Rennen um 7 Uhr morgens, wir sind also quasi mit der Sonne gelaufen», blickt der 44-Jährige zurück. Er habe während des Rennens 6 Kilogramm verloren, wog im Ziel nur noch 53 kg.
Wichtig sei, die Bedingungen in der Vorbereitung so gut wie möglich zu simulieren. «Nur wenn man sich dieser Herausforderung stellt, hat man auch eine Chance, eine Top-Platzierung zu erreichen.» Eine solche traut er auch Abraham zu.
Dass ein Marathon tagsüber nicht zu verantworten gewesen wäre, unterschreibt auch Röthlin. «Ich war vor wenigen Tagen in der Nähe der Strecke joggen. Die ersten vier Kilometer mit Gegenwind fühlten sich okay an. Als ich dann aber wendete und keinen Wind mehr spürte, konnte ich kaum mehr atmen. Es fühlte sich an, als hätte jemand den Hahn zugedreht», schildert der Europameister von 2010.
Sendebezug: SRF zwei, sportlive, 4.10.19, 19 Uhr