Nia Ali und Andre De Grasse: ein Sturz und eine Goldmedaille
Vor drei Jahren beim Titelgewinn in Doha absolvierte Nia Ali ihre Ehrenrunde gemeinsam mit ihrer Tochter und ihrem Sohn. In diesem Jahr hätte bereits Alis drittes Kind dabei sein können, vor 14 Monaten – zugunsten der Familienplanung verzichtete sie auf die Olympischen Spiele in Tokio – wurde die Amerikanerin erneut Mutter. Zu einer Ehrenrunde in Eugene kam es aber nicht. Bei der zweitletzten Hürde hängte Ali an und stürzte. Sie schied bereits im Vorlauf aus, der Traum von der Titelverteidigung platzte.
Anders sah die Gefühlslage bei ihrem Ehemann Andre De Grasse aus: Der Kanadier sicherte sich am gleichen Tag mit der Staffel über 4 x 100 m Gold. Somit bringen die wohl schnellsten Eltern der Welt zumindest noch eine Goldmedaille von den Weltmeisterschaften nach Hause.
Annik Kälin und Vater Marco: ein eingespieltes Team
In Eugene gab Annik Kälin ihre WM-Premiere. Und die 22-jährige Siebenkämpferin aus Grüsch brillierte bei ihrem Debüt. Mit 6464 Punkten verbesserte sie ihren eigenen Schweizer Rekord um 66 Zähler. Diese Leistung reichte ihr zum starken 6. Platz. Eine grosse Genugtuung für die Bündnerin, nachdem sie 2021 von Rückenschmerzen zurückgeworfen worden war.
Entscheidenden Anteil am Coup von Annik Kälin hat ihr Vater Marco. Der Allgemeinmediziner ist seit jungen Jahren ihr Trainer, ein «Quereinsteiger», der sich für seine Tochter ins Thema Leichtathletik eingearbeitet hat. In Eugene konnte das kleine Kälin-Team – Vater Marco ist selbstredend auch für medizinische Aspekte verantwortlich – den ersten Coup auf grösster Bühne einfahren. Das nächste Erfolgserlebnis soll bereits an der EM in München (11. bis 21. August) folgen.
Mujinga und Ditaji Kambundji: mit schwesterlicher Unterstützung
Trotz dem enttäuschenden 7. Platz mit der 4x100-m-Staffel darf Mujinga Kambundji auf eine gelungene WM zurückblicken. Über 100 m wurde sie starke Fünfte, im Halbfinal über 200 m verbesserte sie ihren Schweizer Rekord auf 22,05 Sekunden. Tatkräftige Unterstützung erhielt sie bei ihrem Lauf von Schwester Ditaji, die sie im Stadion lautstark anfeuerte.
Im Final über die halbe Bahnrunde, den Mujinga Kambundji auf Platz 8 beendete, war Ditaji nicht vor Ort dabei. Sie konzentrierte sich auf ihren Vorlauf über 100 m Hürden. In diesem schaffte sie hauchdünn die Qualifikation für den Halbfinal. Dort konnte Ditaji dann ihrerseits auf den Support ihrer um 10 Jahre älteren Schwester zählen. Zum Final-Einzug reichte es ihr bei ihrer WM-Premiere allerdings trotzdem nicht.
Shaunae Miller-Uibo und Maicel Uibo: dieses Mal nur eine Medaille
An der WM in Doha 2019 durfte sich das Ehepaar Shaunae Miller-Uibo und Maicel Uibo über 2 Medaillen freuen. Die Athletin von den Bahamas, Olympiasiegerin 2016 und 2021, lief über 400 m zu Silber. Ihr estnischer Ehemann tat es ihr mit Rang 2 im Zehnkampf gleich.
3 Jahre später setzte Shaunae Miller-Uibo noch einen drauf. An der WM in Eugene wurde sie über die Bahnrunde ihrer Favoritenrolle gerecht und feierte ihren ersten WM-Titel. Weniger gut lief es für Maicel. Der 29-Jährige kam in Oregon im Zehnkampf nicht richtig auf Touren und musste sich mit Schlussrang 7 begnügen. Der Triumph seiner Ehefrau dürfte ihn aber sicher getröstet haben.
Jake und Ali Wightman: «Mein Sohn ist Weltmeister»
Völlig überraschend lief der Brite Jake Wightman zu Gold im 1500-m-Rennen. Dieser Sieg liess die Fans, vor allem aber auch den Stadionsprecher jubeln, denn als Speaker war sein Vater Geoff Wightman im Einsatz. Der ehemalige Spitzenmarathonläufer teilte seine Freude: «Das ist mein Sohn. Ich trainiere ihn. Und er ist der Weltmeister.»
Irgendwie konnte Wightman Senior die Tränen zurückhalten in diesem Moment, der in der Geschichte des Fernsehens und des Spitzensports rar, wenn nicht beispiellos war. «Jake Wightman hat gerade den Lauf seines Lebens hinter sich», hörte man Geoff über die Stadionbeschallung. Auch als Jake seine Medaille erhielt, sass Geoff am Mikrofon. Stolz verkündete er: «Goldmedaillengewinner und Vertreter Grossbritanniens und Nordirlands, Jake Wightman.»