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Kadenz Schweizer WM-Medaillen Nach der Erlösung durch Kambundji kann es plötzlich schnell gehen

WM-Medaillen sind für einen kleinen Verband wie Swiss Athletics ein rares Gut. Nach einer frühen Erfolgsserie setzte eine Durststrecke ein. Seit 2019 ist die Schweiz wieder auf den Geschmack gekommen.

Mit der Präzision eines Schweizer Uhrwerks räumte Werner Günthör in den Anfängen an Freiluft-Weltmeisterschaften ab. Und zwar mit durchschlagendem Erfolg. Bereits bei der 2. WM-Austragung 1987 in Rom und seiner persönlich 2. WM-Teilnahme (Qualifikations-Aus 1983 in Helsinki mit gültigen 19,18 m bei der Feuertaufe) kürte sich der Thurgauer Kugelstösser zum Weltmeister. Diesen Status konnte er bis und mit 1993 behaupten.

Dreimal in Serie eroberte der heute 61-jährige Günthör mit seinen Top-Weiten 22,23 m / 21,67 m / 21,97 m die Goldmedaille – zu Beginn fanden die Titelkämpfe noch im 4-Jahres-Turnus statt. Dann ging die schöne Serie aus einem plausiblen Grund nicht mehr weiter: Der Modellathlet von 2 m Grösse stieg aus dem Ring.

Die bisherigen Schweizer WM-Medaillen

WANN? WO? WER? WAS?
2019 Doha Mujinga Kambundji Bronze, 200 m
2007 Osaka Viktor Röthlin Bronze, Marathon
2001 Edmonton André Bucher Gold, 800 m
1999 Sevilla Marcel Schelbert Bronze, 400 m Hürden
1997 Athen Anita Weyermann Bronze, 1500 m
1993 Stuttgart Werner Günthör Gold, Kugelstossen
1991 Tokio Werner Günthör Gold, Kugelstossen
1987 Rom Werner Günthör Gold, Kugelstossen

Es drängten eine weitere Schweizer Athletin (Weyermann) bzw. zwei Schweizer Athleten (Schelbert, Bucher) von Weltformat nach. Sie sorgten dafür, dass ihre Nation bei den ersten 8 Leichtathletik-Weltmeisterschaften unter freiem Himmel insgesamt stolze 6 Mal auf dem Podest vertreten war. Schon bald nach der Jahrtausendwende ging es dann deutlich harziger weiter.

5 Nuller in Folge: Geduld war gefragt

Die Zeitspanne zwischen der vorletzten und bislang letzten Schweizer WM-Medaille war schliesslich so ausgedehnt wie noch nie. 12 lange Jahre dauerte es, ehe Mujinga Kambundji bei der WM 2019 in Doha den Bann wieder brach. Die bronzene Auszeichnung der Bernerin über 200 m kam einer Erlösung von sporthistorischem Ausmass gleich. Denn vor dem Exploit der erst 2. weiblichen Schweizer WM-Medaillengewinnerin der Geschichte hatte noch überhaupt nie ein Vertreter oder eine Vertreterin von Swiss Athletics im Sprint (100 m / 200 m) in einem WM-Final gestanden.

Drei Jahre später (wegen Corona musste vom üblichen 2-Jahres-Rhythmus abgewichen werden) stehen die Zeichen gut, dass es aus Schweizer Sicht mit glanzvollen Momenten nahtlos weitergehen kann.

Denn die Schweizer Leichtathletik befindet sich ungebremst im Aufwind. Nebst Kambundji – als Einzelathletin wie mit ihren Teamkolleginnen in der Staffel (4×100 m) – verfügt bei der WM in Eugene (15. bis 24. Juli) etwa auch Simon Ehammer im Weitsprung über Medaillen-Potenzial.

Erstrebenswert für die Schweizer Delegation könnte es zudem sein, diese Lücken im WM-Palmarès zu schliessen:

  • Noch gar nie konnte eine Silbermedaille bejubelt werden.
  • Und noch nie erreichte die Schweiz bei der gleichen Weltmeisterschaft zwei Top-3-Klassierungen .

Träumen sei erlaubt ...

Radio SRF 1, 1 am Morge, 12.7.22, 6:15 Uhr ; 

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