Eine Finalklassierung (Top 8) lag für die helvetische WM-Delegation zuletzt dreimal in Serie ausser Reichweite. Eine erstarkte Equipe soll die Schweiz vor einem erneuten «Nuller» bewahren.
Bei aller Euphorie wäre ein Schweizer Podestplatz eine grosse Überraschung.
In der Entry List taucht ein Quartett in den Top 12 auf – das zeugt von einer breiten Spitze. «Es gibt zwar keinen André Bucher im Team, noch nicht», schränkt SRF-Kommentator Patrick Schmid ein. Trotzdem geniessen die Swiss-Athletics-Vertreter bei ihm wie bei Kommentator-Kollege Mario Gehrer viel Kredit. Dieser sagt: «Die Chancen für Spitzenplätze sind intakt. Doch bei aller Euphorie wäre ein Podestplatz eine grosse Überraschung.» So sehen die Einschätzungen der beiden aus:
- Medaillenanwärter: Kariem Hussein, Selina BüchelDie Argumente des Thurgauers: Er ist Europameister – und schneller als letztes Jahr. An den Schweizer Meisterschaften stellte er in 48,45 Sekunden persönliche Bestleistung auf – ohne Konkurrenz und aus einer Trainingsphase heraus.
Sein Vorteil: Im Gegensatz zu den US-Läufern, die ihre Form auch auf die Trials ausrichten müssen, kann er sich auf einen einzigen Höhepunkt fokussieren.
Büchel ist der ausgeprägte Wettkampftyp. Seit Frühling machte die 800-m-Hallen-Europameisterin auch im Freien markante Fortschritte. In 1:57,95 Minuten knackte die 28-jährige Toggenburgerin in Paris nicht nur den Schweizer Rekord, sondern eine magische Grenze.
- Finalkandidatinnen: Noemi Zbären, Nicole BüchlerDie Hürdensprinterin blieb zuletzt konstant unter 13 Sekunden, zudem verfügt sie über grosse Nervenstärke. Darum ist die U23-Europameisterin auch auf der grossen Bühne für eine Überraschung gut.
- Top-10-Hoffnungen: Mujinga Kambundji, Tadesse Abraham, Frauen-StaffelDie Berner Sprinterin startet mit viel Vorschusslorbeeren, wird aber ihre Zeiten weiter toppen müssen. Über 200 m hat sie die grösseren Chancen, weil dort die Leistungsdichte nicht ganz so gross ist.
- Aussenseiterinnen: Petra Fontanive, Lea Sprunger, Valérie Reggel, Laura Polli, Marie Polli.
- Zukunftsversprechen: Angelica Moser und Caroline AgnouZur erst 19-jährigen Siebenkämpferin Agnou sagt Mario Gehrer: «Die Art und Weise, wie sie U20-Gold holte, war verblüffend. Obwohl die beiden Anlässe zeitlich nahe beieinander liegen, kann sie diese Leistung bestätigen.
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Bild 1 von 16. Tadesse Abraham, 33, Marathon. Der gebürtige Eritreer wurde vor gut einem Jahr eingebürgert und vertritt nun erstmals die Schweizer Farben an der WM. Bildquelle: Keystone.
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Bild 2 von 16. Kariem Hussein, 26, 400 m Hürden. Vor einem Jahr in Zürich Europameister geworden, kommt der Thurgauer nun zu seinem WM-Debüt. Bildquelle: Keystone.
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Bild 3 von 16. Caroline Agnou, 19, Siebenkampf. Die Karriere der Bielerin ging Mitte Juli mit dem Gewinn von U20-EM-Gold steil aufwärts und erfährt nun ihren vorläufigen Höhepunkt. Bildquelle: EQ Images.
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Bild 4 von 16. Sarah Atcho, 20, Staffel. Das Zukunftsversprechen aus der Romandie hat erst auf diese Saison hin im Schweizer Quartett Unterschlupf gefunden. Bildquelle: Keystone.
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Bild 5 von 16. Selina Büchel, 24, 800 m. Die Raumplanungszeichnerin aus dem Dorfverein KTV Bütschwil ist schon Hallen-Europameisterin und strebt nun nach höheren Weihen. Bildquelle: Keystone.
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Bild 6 von 16. Nicole Büchler, 31, Stabhochsprung. Eine erfahrene Athletin mit schon 2 Olympia- und 3 WM-Starts. Die Form stimmt, verbesserte sie doch am 8. August mit 4,71 m ihren eigenen Schweizer Rekord. Bildquelle: Keystone.
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Bild 7 von 16. Petra Fontanive, 26, 400 m Hürden. Weil sie ihre letzte Limiten-Chance nutzte, kommt sie nach der Heim-EM zu einem nächsten Auftritt im grossen Scheinwerferlicht. Bildquelle: Keystone.
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Bild 8 von 16. Joëlle Golay, 27, Staffel. Die Romande ist hinter Mujinga Kambundji die hiesige Nummer 2 im Sprint. In Peking sind die beiden aber nicht Konkurrentinnen. Bildquelle: Keystone.
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Bild 9 von 16. Marisa Lavanchy, 25, Staffel . Im Gegensatz zu Atcho und Golay gehörte die Waadtländerin schon an der Heim-EM zum Team – und musste im Final nach dem Malheur von Startläuferin Kambundji unverrichteter Dinge wieder abtreten. Bildquelle: Keystone.
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Bild 10 von 16. Mujinga Kambundji, 23, 100 und 200 m, Staffel. Mit 11,17 bzw. 22,80 Sekunden die schnellste Schweizer Sprinterin der Geschichte. Die Bernerin lief an der EM 2014 in beide Finals. Bildquelle: Keystone.
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Bild 11 von 16. Angelica Moser, 17, Stabhochsprung. EM-Gold im Feld der U20 und der Jugend-Olympiasieg sind dem Zürcher Talent schon gewiss, nun folgt die Reifeprüfung. Bildquelle: Keystone.
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Bild 12 von 16. Laura Polli, 31, 20 km Gehen. Seit ihrem 19. Rang an der Heim-EM 2014 hat sie die WM-Qualifikation in der Tasche und zeigte kürzlich mit einem Landesrekord über die halbe Distanz, dass die Form stimmt. Bildquelle: Keystone.
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Bild 13 von 16. Marie Polli, 34, 20 km Gehen. Die Tessinerin hält seit über 6 Jahren in 1:32,36 Stunden den Schweizer Rekord. Steht schon vor ihrer 5. WM-Teilnahme und der 2. gemeinsamen mit Schwester Laura. Bildquelle: Keystone.
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Bild 14 von 16. Valérie Reggel, 28, Siebenkampf. Mit 27 kam die Zürcherin zur Feuertaufe bei einer EM – ein Jahr später schaffte sie auch den Sprung ins WM-Team. Bildquelle: EQ Images.
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Bild 15 von 16. Léa Sprunger, 25, 400 m Hürden und Staffel . Bei ihrem 3. WM-Start darf sie endlich auch eigene Ziele verfolgen, nachdem sie 2011 und 2013 jeweils nur für die Staffel aufgeboten worden war. Bildquelle: EQ Images.
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Bild 16 von 16. Noemi Zbären, 21, 100 m Hürden. Die Emmentalerin setzte in dieser Saison mit dem Gewinn des EM-Titels bei den U23-Jährigen schon ein Ausrufezeichen. Bildquelle: Keystone.
Sendebezug: SRF zwei, «sportaktuell», 18.08.2015 22:20 Uhr