Ehre, wem Ehre gebührt: Der Besten gehört die alleinige Bühne. Angelica Moser lieferte bei den 19. Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Budapest das wertvollste Resultat aus Schweizer Sicht: Die Stabhochspringerin hievte sich unter freiem Himmel in neue persönliche Sphären (4,75 m) und wurde dafür in einem packenden Finale mit dem feinen 5. Rang belohnt.
Exakt eine Woche nach ihrem Exploit steht die 25-Jährige als einzige Swiss-Athletics-Vertretung am Mittwoch beim Prolog zu Weltklasse Zürich im Fokus. Am Tag nach dem Stabhochsprung-Happening im Zürcher Hauptbahnhof mitten im Pendler-Feierabendverkehr folgt knapp 3 km entfernt im Letzigrund das traditionelle Meeting – mit 14 weiteren Diamond-League-Disziplinen sowie 10 weiteren Schweizer und Schweizerinnern, die sich die Aufmerksamkeit in dem Staccato an Wettkämpfen innert rund 3 Stunden indes teilen müssen.
Moser nimmt an der Limmat erneut an hochklassiger Konkurrenz Mass. Sämtliche Athletinnen, die an der WM vor ihr lagen, sind am Start – also auch die beiden Goldgewinnerinnen Nina Kennedy (AUS) und Katie Moon (USA), in Ungarns Metropole je mit gültigen Versuchen von 4,90 m.
Der Spassfaktor ist sowieso hoch
Nicht von ungefähr spricht die Lokalmatadorin «sozusagen von einem 2. WM-Final». Nach der enormen Erleichterung, die schwierige letzte Jahre mit Verletzungen und einem delikaten Trainingsunfall kurz vor der Ausgabe 2021 von Weltklasse vergessen machten, freut sich die Hallen-Europameisterin von 2021 in erster Linie auf einen «coolen Spass-Wettkampf». Durch die ungewohnte Nähe zum Publikum übt für sie der Anlass einen besonderen Reiz aus. Vor den Augen von zahlreichen Familienmitgliedern, ihrem Freundeskreis und Fans will sie gewissermassen im erweiterten Wohnzimmer – Moser stammt aus Winterthur und tritt für den LC Zürich an – die gesamte Atmosphäre voll aufsaugen und geniessen.
Die letzten Tage, überhaupt die gesamte, sich dem Ende zuneigende Saison haben sie viel Kraft gekostet. «Ich merke, dass ich müde bin, vor allem auch in mentaler Hinsicht», sagt sie. Noch reichen die Batterien aber aus für die Ehrenrunde und ein hoffentlich weiteres sportliches Highlight. Umso mehr, da sie sich aktuell rundum happy fühlt.
Klar seien nach der geglückten WM die Erwartungen gestiegen. «Doch ich selbst bin es, die mir den Druck auferlegt.» Moser nimmt sich vor, ihre Leistung von Budapest «ungefähr bestätigen zu können». Konkret heisst dies: Hoch springen, möglicherweise gleich die nächste persönliche Besthöhe ins Visier nehmen und dabei ein Gaudi haben.
Nach Zürich stehen auf der Zielgeraden der Saison noch ein paar wenige Wettkämpfe an, ehe nach kurzer Pause bereits die Vorbereitung auf die Olympia-Saison 2024 folgt. Dafür nimmt Moser folgende wichtige Erkenntnis mit: «Ich bekam nun aufgezeigt, was möglich ist, wenn man ohne Verletzungen durch eine längere Zeitspanne kommt.»