An den Schweizer Hallen-Meisterschaften stellte Simon Ehammer seine Qualitäten eindrücklich unter Beweis. In St. Gallen holte er Gold im Weitsprung, Silber im Hürdensprint und Bronze im Stabhochsprung. Den Sieg im Weitsprung veredelte Ehammer mit einem 8-m-Flug. Im Final über 60 m Hürden fordert er mit persönlicher Bestzeit von 7,55 Sekunden den Europameister Jason Joseph hart. Und die 5,20 m im Stabhochsprung sind ein Wert, den jeder Mehrkämpfer gerne nehmen würde.
«In Glasgow will ich eine Medaille, am liebsten Gold», sagt Ehammer vor dem Siebenkampf an der Hallen-WM. Im Prinzip formuliert er so das Minimalziel. Denn wenn er am Samstag und Sonntag die sieben Disziplinen anständig hinkriegt, müssten Ken Mullings (BAH), Sander Skotheim (NOR) oder Makenson Gletty (FRA) schon über sich hinauswachsen, um den Schweizer abzufangen.
Gedanken an die Schulter sind vergessen
Im vergangenen Herbst hatte sich Ehammer einer Schulter-Operation unterziehen müssen. Der Eingriff wurde notwendig, weil die konservative Behandlung der entzündeten Sehne nicht das gewünschte Resultat erbracht hatte. Das Training wurde zwar nie vollständig unterbrochen, aber richtig Gas geben konnte Ehammer erst ab Weihnachten.
«Jetzt muss Simon gar nicht mehr Rücksicht nehmen. Er hat reinen Tisch gemacht und kann beschwerdefrei trainieren», so sein Trainer Karl Wyler. Und auch der Athlet selbst bestätigt: «Ich verschwende keinen Gedanken mehr an die Schulter.»
In Glasgow tritt Ehammer als Mehrkämpfer an. Sofern er eine Disziplin nicht komplett verhaut oder gar ausscheidet, dürfte der Schweizer Rekord fallen. Denn der Appenzeller hat ein höheres Niveau als vor zwei Jahren, als er sich mit 6363 Punkten in Belgrad WM-Silber umhängen liess. Vielleicht liegt sogar ein Wert von gegen 6500 Punkten drin. Dann wäre der Franzose Kevin Mayer den Europarekord (6479) aus dem Jahr 2017 los. «Da muss aber schon sehr viel zusammenpassen», meint Ehammer.
Ich stehe nun vor einem halben Jahr, auf das ich seit 2020, als mir der Durchbruch gelang, hinarbeite.
Die Hallen-WM ist für Ehammer der Auftakt zu einem Jahr voller Highlights. Wie 2022 könnte der 24-Jährige an drei Grossanlässen Medaillen holen. Im Sommer steht zunächst die EM in Rom auf dem Programm. Dort gehört Ehammer im Weitsprung definitiv zu den Medaillenanwärtern.
Und an den Olympischen Spielen liegen in der Theorie sogar zwei Medaillen drin, da der Weitsprung der Spezialisten nach dem Zehnkampf angesetzt ist. «Ich stehe nun vor einem halben Jahr, auf das ich seit 2020, als mir der Durchbruch gelang, hinarbeite. Mit 24 Jahren darf ich mir den Traum einer Olympia-Teilnahme nicht nur erfüllen, sondern sogar mit hohen Ambitionen an den Start gehen», blickt Ehammer voraus.