Glasgow, Nassau, Rom, Paris. Was sich wie eine Liste beliebter Ferienziele für den Frühling liest, ist der diesjährige Fahrplan der besten Leichtathletinnen und -athleten. Mittendrin in den Vorbereitungen zu diesen vielen Saisonhöhepunkten steckt Géraldine Frey. Die Zugerin krönte sich am Wochenende erstmals in der Halle zur Schweizer Meisterin und stellte damit erneut ihre exzellente Frühform unter Beweis.
Südafrika trägt bereits Früchte
Im 60-m-Halbfinal knackte sie in St. Gallen in 7,18 s die Limite für die Hallen-WM in Glasgow Anfang März. Bereits in Paris war sie 7,17 s gelaufen. In Abwesenheit von Hallen-Welt- und Europameisterin Mujinga Kambundji, die heuer auf eine Indoor-Saison verzichtet, nutzte Frey an den Schweizer Meisterschaften die Gunst der Stunde. «Der Titel war definitiv nicht gratis, alle liefen superschnell», freute sich die 26-Jährige nach dem Rennen. «Mit dieser Form kann ich von einem WM-Final träumen.»
Zugleich ortete sie bei sich noch Luft nach oben. Nach schnellem Start habe sie zur fliegenden Phase hin «ein paar leere Schritte» im Lauf gehabt. Zugleich sieht sich die Sprinterin schon weiter als im Vorjahr. Im Trainingscamp Anfang Jahr in Südafrika arbeitete sie mit Übergeschwindigkeitsläufen an der fliegenden Phase. Nun stellte sie bereits fest, in der Halle mit viel weniger Schritten auszukommen. Gerade über die 100 Meter könnten diese Fortschritte von zentraler Bedeutung sein.
Herzenssache Staffel
Denn nach Glasgow ist vor den Bahamas. In Nassau steht im Mai die Staffel-WM auf dem Programm. Dort will sich Frey mit dem Schweizer Quartett für Olympia qualifizieren. Zeitlich sei der Termin nicht ideal. Aber immerhin: «Die Vorfreude ist gross. Ein Pre-Camp auf den Bahamas – da kann man sich nicht beklagen.» Die Staffel geniesst bei ihr hohen Stellenwert. Drohen da nicht die Einzelleistungen darunter zu leiden? «Das schliesst sich nicht aus, mit guter Saisonplanung geht beides», ist sich Frey sicher. Primär müsse sich ohnehin jede Athletin auf sich selbst konzentrieren. «Es hilft der Staffel am meisten, wenn alle im Einzel in Bestform sind.»
Noch bevor mit den Olympischen Spiele der Startschuss zum Jahreshöhepunkt fällt, will Frey in diesem «Superjahr» 2024 an der EM in Rom glänzen. Trotz sportlich lukrativerer Aussichten ist für sie klar: Der Fahrplan bleibt auf Paris ausgerichtet. Quali-Punkte hat Frey schon fleissig angehäuft, das gebe ihr Luft bei der Wahl der Events: «Qualität statt Quantität» heisst es also. Dennoch muss sie sich an den nationalen Trials erst gegen ihre Teamkolleginnen durchsetzen. Danach lauten die ambitionierten Ziele: Olympia-Halbfinal im Einzel, Olympia-Final mit der Staffel.
Ein Leichtathletik-Jahr gespickt mit Höhepunkten, und einer Géraldine Frey voll im Fahrplan. Kann sie ihre Form wie erhofft konservieren, dürfte sie Top-Resultate sammeln wie andere Postkarten. Aus Glasgow, Nassau, Rom, Paris.