Mit dem Begriff «Leistungsexplosion» soll man vorsichtig sein. Im Falle von Angelica Moser ist er aber angebracht. Die Zürcher Stabhochspringerin springt diese Saison in Sphären, welche vor wenigen Monaten noch undenkbar schienen:
- Die 26-Jährige nimmt die Olympia-Saison mit einer persönlichen Bestmarke von 4,75 m in Angriff. Mit exakt dieser Höhe wird sie Anfang März in Glasgow bei der Hallen-WM Vierte.
- Am 19. Mai folgt in Marrakesch der erste Erfolg an einem Diamond-League-Meeting (mit übersprungenen 4,73 m).
- An den Europameisterschaften im Juni in Rom egalisiert Moser mit 4,78 m den Schweizer Rekord ihrer einstigen Trainerin Nicole Büchler und holt sich die EM-Goldmedaille.
- Beim Diamond-League-Meeting am 12. Juli in Monaco setzt die Andelfingerin noch einen drauf: Zuerst macht sie sich mit übersprungenen 4,83 m zur alleinigen Schweizer Rekordhalterin, nur um Minuten später die Bestmarke gar auf 4,88 m zu schrauben.
In der ersten Saisonhälfte 2024 steigerte Moser ihre persönliche Bestmarke um sage und schreibe 13 Zentimeter. Alleine in Monaco sprang sie 10 Zentimeter höher als jemals zuvor in einem Wettkampf. Das ist nichts weniger als ein Quantensprung. Und irgendwie wird man das Gefühl nicht los, dass das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht ist.
Mehr Tempo erlaubt härtere Stäbe
So unerwartet Mosers markante Leistungssteigerung für den neutralen Beobachter sein mag, die Athletin selber kennt die Gründe für ihren Höhenflug: «Wir haben sehr viel an der Anlauf-Gestaltung gearbeitet. Auch an der Schnelligkeit und in diesem Bereich habe ich mich wirklich verbessert. Ich bin deutlich schneller als letztes Jahr», erklärt Moser.
Die höhere Anlaufgeschwindigkeit erlaube es ihr, härtere Stäbe zu springen. Diese würden sie im Sprung dann mehr «spicken», sagt Moser.
Danach ist alles offen.
Die Leistungen Mosers in den letzten Wochen wecken Begehrlichkeiten im Hinblick auf die Olympischen Spiele in Paris. Dort steht am 5. August die Stab-Quali der Frauen auf dem Programm, 2 Tage später findet der Final statt.
Mit ihren 4,88 m von Monaco belegt Moser Rang 2 in der Jahresweltbestenliste. Einzig die Britin Molly Caudery, welche sich im Fürstentum als Dritte hinter der Schweizerin klassierte, ist höher gesprungen (vor 3 Wochen in Toulouse mit 4,92 m). Nicht weniger als 9 Athletinnen haben in diesem Jahr schon eine Höhe von über 4,80 m überquert. Die Konkurrenz in Paris ist also gross.
«Ich hoffe, der Peak ist noch nicht erreicht. Nach strengen Trainingswochen war ich in Monaco noch nicht 100-prozentig erholt», sagt Moser und blickt Olympia zuversichtlich entgegen: «Das erste Ziel ist wie immer, die Final-Quali zu schaffen. Danach ist alles offen.» Ganz nach dem Motto: «The sky is the limit».