Alex Wilson bringt zur Zeit die Leichtathletik-Szene zum Rätseln. Hat der Basler in Atlanta die 100 m tatsächlich in gültigen 9,84 s zurückgelegt? Wilson selbst glaubt an den Rekord: «Das sagt die Zeitmessung – und die stimmt. Wieso soll ich das hinterfragen?»
Neue Treter und die zweiten 50 Meter
Den Exploit erklärt Wilson damit, dass alles gepasst habe. Zum einen seien da die neuen Karbon-Schuhe, die sein Ausrüster pünktlich für Olympia einem Konkurrenten nachbauen konnte.
Das ist meine Geheimwaffe in dieser Saison.
«Als ich im Training die Schuhe ein erstes Mal angezogen habe, übten wir 30-m-Starts. Normalerweise brauche ich dafür 2,80 s. Mit den neuen Schuhen lief ich im ersten Anlauf 2,60 s», beschreibt Wilson seine neuen Treter, «Da wusste ich, das ist meine Geheimwaffe in dieser Saison.»
Besonders auf den zweiten 50 Metern, wo er stärker sei, würden diese Schuhe extrem helfen. So sei es auch in Atlanta gewesen, wo er sich auf der zweiten Bahnhälfte «so gut wie noch nie» gefühlt habe. Wilson beziffert den Zeitgewinn auf bis zu 2 Zehntel.
Ich bin jetzt kein 9,80-Läufer und mit 10,00 habe ich dort nichts zu melden.
Weiter sei es in Atlanta eine «verdammt schnelle Bahn» und er habe es mit dem Rückenwind perfekt erwischt: «Wenn du 1.9 m/s Rückenwind bekommst auf einer so schnellen Bahn, musst du das voll ausnutzen.» Das hat er anscheinend getan – und wie.
Unklar, ob er in Tokio über 100 m läuft
Bezüglich der Homologation des Rekords habe er vom Weltverband nichts gehört. Das sei auch nicht seine Sache. Und schliesslich steht Olympia vor der Tür. Mit Medaillenkandidat Wilson?
«Ich weiss noch nicht, ob ich über die 100 m starten werde. Ich bin jetzt kein 9,80-Läufer und mit 10,00 habe ich dort nichts zu melden», bremst Wilson die Erwartungen.
Sein Fokus liege auf dem Rennen über 200 m, das sei seine Disziplin. Ganz getreu dem Motto: Schuster, bleib bei deinem Leisten und vergiss die Karbon-Schuhe im Gepäck für Tokio nicht.