Es ist eine Szene für die Ewigkeit: Völlig ausgepumpt und schwer atmend liegen Joel Wicki und Matthias Aeschbacher nebeneinander im Sägemehl. Nach gut 12 intensiven, teils spektakulären Minuten warf Wicki seinen Kontrahenten im Schlussgang auf den Rücken und krönte sich zum Schwingerkönig.
Doch dem Wurf haftet ein Makel an, der nun im Nachgang kontrovers diskutiert wird: Wicki verliert beim entscheidenden Siegerschwung den Griff an Aeschbachers Zwilchhose, seine linke Hand geht an den Rücken des Berners. Das ist gemäss Reglement im Schwingen nicht erlaubt.
Den Kampfrichtern ist dies aber entgangen, sie erklärten Wicki zum Gewinner des Schlussgangs. Ein Vorwurf kann ihnen nur bedingt gemacht werden, in Echtzeit ist der Fauxpas keinem der Anwesenden aufgefallen. Auch der unterlegene Aeschbacher nahm die Entscheidung hin.
Die Szene dürfte nun all jenen Auftrieb verleihen, die schon länger einen Video-Schiedsrichter – analog zum Fussball – für den Schwingsport fordern.
Bereits vor 3 Jahren beim ESAF in Zug war der Schlussgang Ursprung strittiger Diskussionen, der Ausgang damals noch zu Ungunsten von Wicki. Der Innerschweizer wurde von Christian Stucki bezwungen – bis heute scheiden sich die Geister darüber, ob die geforderten 2 Drittel von Wickis Rücken das Sägemehl berührt hatten.
Neben dem Schlussgang gab es in Pratteln weitere heikle Entscheide: So hatte Pirmin Reichmuth auf dem Weg in den Schlussgang Bernhard Kämpf vermeintlich schon besiegt, die Kampfrichter gaben das Resultat aber nicht. Und auch Topfavorit Samuel Giger hätte für seinen Plattwurf gegen Roman Wandeler mit einer Maximalnote belohnt werden können und wäre dann Schlussgang-Kandidat gewesen.