17 Rennen und knapp 2000 Kilometer sind gefahren. Doch noch steht der MotoGP-Weltmeister nicht fest. Das letzte Rennen in Valencia wird entscheiden müssen. Selten ist eine Saison so spannend, so dramatisch verlaufen.
An Drama gewinnt sie im Rennen von Sepang vor zwei Wochen noch dazu: Für Valentino Rossi liegt der 10. WM-Titel bereits in Reichweite. Statt ihn zu greifen, kickt er ihn weg - wortwörtlich.
Rossis Rekurs abgewiesen
Rossi und Marc Marquez liefern sich ein intensives Duell mit 15 Überholmanövern. Marquez, der nicht mehr in den Titelkampf eingreifen kann, provoziert Rossi immer wieder. Bis dieser die Contenance verliert und den Spanier zu Fall bringt. Die Rennleitung brummt Rossi drei Strafpunkte auf - damit wird er in Valencia in die hinterste Startreihe verbannt.
Rossi rekurriert dagegen, verliert aber vor dem Internationalen Sportgerichtshof in Lausanne. Die gewonnenen 16 Punkte darf er allerdings behalten. Jorge Lorenzo hätte seinen Kontrahenten gern disqualifiziert gesehen.
Aber jetzt wird das Rennen noch unbarmherziger.
Die grosse Frage ist nun: Kostet der Fusstritt Rossi den 10. WM-Titel? Rossi selber meint kurz nach dem Rennen verärgert: «Der Titel ist weg.» Seither übt er sich in Durchhalteparolen, eine Prognose mag er nicht abgeben: «Es wäre auch ohne diese Strafe schon hart geworden. Aber jetzt wird das Rennen noch unbarmherziger.»
Gereizte Stimmung im Fahrerlager...
Der Chef des Weltverbandes Vito Ippolito versucht derweil die Wogen zu glätten. Er versammelt die Motorradstars und mahnt: «Die jüngsten Ereignisse (…) haben unserem Sport geschadet und die Atmosphäre vergiftet.»
Dass die Stimmung gereizt ist, zeigt die Tatsache, dass die Medienkonferenz vor dem Rennwochenende, die üblicherweise am Donnerstag stattfindet, abgesagt worden ist. Jeder Fahrer hat die Medien separat empfangen.
...und bei den Fans
SRF-Motorradexperte Claude Jaggi sagt: «Innerhalb des Fahrerlagers sind alle angespannt. Der Medienrummel ist riesig, der Presseraum zum Bersten voll. Die Rennleitung hat 1000 zusätzliche Polizisten angefordert, weil sie Ausschreitungen der beiden Fanlager befürchtet.»
Rossi liegt noch immer vorn.
Klar ist: Valentino Rossis Chancen auf den 10. Titel sind gesunken. Sollte Jorge Lorenzo gewinnen, müsste Rossi Zweiter werden, um den Titel zu holen. Und das mit einem Start von zuhinterst. Aber: «Rossi liegt noch immer vorn. Ein Sturz oder ein Defekt von Lorenzo und Rossi ist Weltmeister. Fakt ist aber auch, dass es auf dem Circuit von Valencia für Rossi schwierig wird, sich nach vorne zu kämpfen», so Claude Jaggi.
Im ungünstigsten Fall steht der Italiener nach dem Rennen von Valencia als doppelter Verlierer da. Ohne Titel. Dafür mit einem ramponierten Image.
Sendebezug: Radio SRF 4 News, 05.11.2015, Abendbulletin