Audrey Gogniat ist nicht nur die Nachfolgerin von Nina Christen als Bronze-Gewinnerin in der Disziplin 10 m Luftgewehr. Die beiden Schützinnen stehen sich auch neben dem Schiessstand nahe. So teilen sich die beiden dieser Tage in Châteauroux, wo die olympischen Schiesswettkämpfe stattfinden, auch das Zimmer.
Zu Weihnachten hat Gogniat von Christen auch ein besonderes Geschenk erhalten: ein paar Socken. «Ich sagte dann, dass dies meine Glückssocken werden», so Gogniat. Diese trug sie fortan an jedem wichtigen Wettkampf, so auch bei den Olympischen Spielen.
Als die Medaille feststand, habe ich fast geweint.
Auch sonst kann die 21-jährige Gogniat immer auf die Unterstützung der 30-jährigen Christen zählen. «Ich darf immer auf Nina zugehen und etwas fragen. Aber ich bohre nicht. Ich überlasse es ihr, wie und ob sie antworten will», sagte Gogniat im Vorfeld der Spiele.
Auch jetzt habe sie sich schon mit Christen ausgetauscht, vor allem was den Rummel nach einem Medaillengewinn an Olympia angeht. «Sie hat mir ein paar Tipps gegeben, das war cool», sagt Gogniat.
Nun wartet der Medienrummel
Obwohl sie eigentlich eine ruhige Person sei, mache sie sich keine Sorgen wegen ihrer gesteigerten Popularität und der bevorstehenden Medienarbeit. «Wenn ich den Schiesssport dadurch bekannter machen kann, mache ich das gerne», sagt die Jurassierin.
Im Wettkampf am Vortag schien Gogniat nichts aus der Ruhe bringen zu können. Dass es in ihr drin anders aussah, bestätigt sie im SRF-Studio: «Als die Medaille feststand, habe ich fast geweint. Ich sagte dann zu mir: Audrey, du hast noch 2 Schüsse, bleib konzentriert.»
Als die Emotionen doch noch ausbrachen
Kurz nach dem Wettkampf und auch bei der Begegnung mit ihrem Vater brachen die Emotionen doch noch aus Gogniat raus. «Mein Vater war auch Schütze. Er hat mich immer unterstützt, aber nie unter Druck gesetzt», so Gogniat, er sei ein wichtiges Puzzleteil bei diesem Medaillengewinn gewesen.
Vater Roland Gogniat meinte schon am Montag: «Ich bilde seit vierzig Jahren junge Schützinnen und Schützen aus. Und jetzt schafft ausgerechnet meine Tochter den Coup. Einfach unglaublich.»
Grosses Lob vom Leistungssportchef
Leistungssportchef Daniel Burger strich ihre Einstellung heraus und lobte Gogniat «als knallharte Arbeiterin». Sie habe ihre Karriere 2019 so richtig lanciert und sei dann wegen Corona «unter dem Radar geflogen», weil die internationalen Wettkämpfe gefehlt hätten. «Aber wir haben alle gesehen: Audrey hat das gewisse Plus. Sie setzt immer noch einen oben drauf.»
Trotz des Medaillengewinns, welcher in bester jurassischer Manier ordentlich und lange gefeiert worden sei, hat Gogniat schon die nächsten Ziele vor Augen. Erst will sie wieder internationale Wettkämpfe bestreiten, dann stünden bereits eine WM und EM an. «Es gibt noch einige Medaillen zu holen», lacht Gogniat.
Erst einmal will sie sich aber ihren Hobbys Nähen und Malen widmen – typische Beschäftigungen für eine ruhige Person wie sie. «Aktuell hatte ich keine Zeit dafür. Ich hoffe, nächste Woche liegt es wieder drin.»