Die Latte liegt hoch. Los Angeles hat keinen Eiffelturm, kein Grand Palais, keine Place de la Concorde. Es hat immerhin einen Fluss, den 82 Kilometer langen Los Angeles River. Aber der ist im Bereich dieser gewaltigen Metropole alles andere als ein Fluss. Eher eine hässliche Betonwanne, die selten Wasser führt. Hollywood dreht dort Filme, «Terminator 2» oder «Leben und Sterben in L.A.»
Mit spektakulären historischen Schauplätzen in seinem Herzen kann Los Angeles nicht glänzen. Downtown LA ist eher ein 15 Quadratkilometer grosser Brei aus Wolkenkratzern und Zweckgebäuden. Das hat auch der ewige, von Paris verzückte IOC-Präsident Thomas Bach mittlerweile festgestellt. «In LA gibt es kein Stadtzentrum mit solchen ikonischen Wahrzeichen wie in Paris», sagte er.
Hypermoderne Sportstätten, viele Obdachlose
Viele der Gebäude dienen dem Zweck, der für Olympische Spiele massgeblich ist – es sind seit Jahren erprobte oder hypermoderne Sportstätten. Zu ihnen gehört auch das symbolhafte Memorial Coliseum, erbaut 1923 und bereits Schauplatz der Olympischen Spiele 1932 sowie 1984. In der «Grand Old Lady» soll LA2028 am 14. Juli 2028 eröffnet werden und am 30. Juli enden.
«Wir haben keinen Eiffelturm», weiss auch Casey Wasserman, Präsident der Organisationskomitees LA2028. Aber, hebt er stolz hervor, «wir haben das Hollywood-Zeichen, wir haben enorme Sportstätten, wir haben eine unglaubliche Geographie.» Beim Blick auf die Geographie wird auch deutlich: Oklahoma City, wo unter anderem Kanuslalom stattfinden soll, liegt 2137 Kilometer östlich von Los Angeles.
Los Angeles hat neben vielen Vorzügen allerdings auch Staus bis zum Horizont. Dazu kommen 75'000 Obdachlose. Bürgermeisterin Karen Bass hat nun in Paris versprochen, dass sie dieses Problem anpacken will. Obdachlose sollen in Wohnprojekte und die Spiele die «No Car Games» werden: Wer zu den Schauplätzen will, sagt Bass, «muss den Bus nehmen», dafür «bauen wir den öffentlichen Nahverkehr aus».
Es ist nicht so, dass LA noch keine ikonischen olympischen Momente geschaffen hätte. 1984, bei der Eröffnungsfeier, spielten Pianisten auf 77 Flügeln die «Rhapsody in Blue» von Gershwin, danach flog plötzlich der «Rocket Man» durch das Coliseum. Von grosser Show verstehen sie etwas in LA. Hollywood eben!
In 1433 Tagen, wenn die 34. Sommerspiele eröffnet werden, können wir uns abermals davon überzeugen ...