- Der Neuseeländer Hamish Kerr ist Olympiasieger im Hochsprung. Der gesundheitlich angeschlagene Gianmarco Tamberi scheitert früh.
- Die 800-m-Läufer liefern das schnellste Rennen der Geschichte ab.
- Die Kenianerin Faith Kipyegon erweitert ihre Gold-Sammlung über 1500 m mit einem dritten Exemplar.
- Über 100 m Hürden erlöst Cyrena Samba-Mayela die französischen Leichtathletik-Fans mit der ersten Medaille.
Hochsprung Männer: Kerr und McEwen wollen Gold nicht teilen
Dass es wohl nicht erneut auf ein Duell zwischen Gianmarco Tamberi und Mutaz Essa Barshim herauslaufen würde, hatte sich bereits im Vorfeld abgezeichnet. Die beiden Hochspringer hatten in Tokio mit dem geteilten Olympiasieg für eine schöne Geschichte gesorgt. Nur wenige Tage vor der Qualifikation in Paris meldete sich Tamberi aus dem Spital. Der Italiener erlitt eine Nierenkolik und trat arg geschwächt zur Qualifikation an. Auch im Final war Tamberi nicht auf der Höhe – am Morgen hatte er erneut mit starken Nierenschmerzen zu kämpfen. Entsprechend früh (2,27 m) musste er seine Medaillenambitionen begraben. Er beendete den Wettkampf auf Rang 11.
Neuer Olympiasieger ist Hamish Kerr. Der Neuseeländer setzte sich im Stechen gegen den US-Amerikaner Shelby McEwen durch. Nachdem beide im ersten Versuch 2,36 m übersprungen hatten, aber an 2,38 m gescheitert waren, lagen sie gleich auf und entschieden sich, Gold nicht zu teilen. Der amtierende Hallenweltmeister Kerr ging als Sieger hervor, als die Latte wieder auf 2,34 m gesenkt wurde.
Barshim, der wegen einer Wadenverletzung nicht ganz an sein gewohntes Niveau herankam, reichte es mit 2,34 m zu Bronze. Für den Katari ist es die 4. olympische Medaille in seiner Karriere.
800 m Männer: Wanyonyi nahe am Weltrekord
Der Olympia-Titel über 800 m bleibt in kenianischer Hand. Emmanuel Wanyonyi sicherte sich in einem Wahnsinnsrennen – dem schnellsten der Geschichte – im Fotofinish die Goldmedaille. Der Kenianer kam in 1:41,19 Minuten bis auf 0,28 Sekunden an den Weltrekord heran. Es ist die drittschnellste gelaufene Zeit über diese Distanz. Nur Weltrekordhalter David Rudisha (1:40,91) und Wilson Kipketer (1:41,11) liefen die zwei Bahnrunden schneller. Wanyonyi setzte sich im Stade de France mit dem hauchdünnen Vorsprung von einer Hundertstelsekunde vor Weltmeister Marco Arop (CAN) und Djamel Sedjati (ALG/1:41,50) durch. Mit Bryce Hoppel (USA) blieb auch der Viertplatzierte unter der Marke von 1:42 Minuten – das gab es zuvor noch nie.
1500 m Frauen: Kipyegon schafft das Gold-Triple
Faith Kipyegon bleibt über 1500 m das Mass der Dinge. Die 30-jährige kenianische Weltrekordhalterin heimste nach Rio 2016 und Tokio 2021 zum dritten Mal Olympiagold über ihre Paradedistanz ein. Es ist ein historisches Gold-Triple über die Mitteldistanz. In 3:51,29 Minuten stellte Kipyegon einen neuen olympischen Rekord auf und liess die Konkurrenz um mehr als eine Sekunde hinter sich. Die Australierin Jessica Hull schnappte sich 5 Hundertstel vor der Britin Georgia Bell Silber.
100 m Hürden Frauen: Russell im Hundertstel-Glück
Masai Russell heisst die neue Olympiasiegerin über 100 m Hürden. Die US-Amerikanerin schlug bei ihrem ersten Rennen auf der ganz grossen Bühne sogleich zu, hatte dabei aber das Hundertstel-Glück auf ihrer Seite. Cyrena Samba-Mayela (FRA) und Tokio-Goldgewinnerin Jasmine Camacho-Quinn (PUR) distanzierte sie nur um 1 respektive 3 Hundertstel. Die Französin sorgte mit Silber für die erste französische Leichtathletik-Medaille in Paris. Letztmals war die französische Leichtathletik-Delegation an den Spielen in Sydney vor 24 Jahren leer ausgegangen. Ditaji Kambundi war in Paris im Halbfinal ausgeschieden.
Speerwurf Frauen: Gold an Weltmeisterin Kitaguchi
Die Weltmeisterin darf sich nun auch Olympiasiegerin nennen: Mit einem Wurf auf 65,80 m stellte Haruka Kitaguchi im ersten Versuch die goldene Marke auf. An die Japanerin kam in der Folge keine mehr heran. Die Südafrikanerin Jo-Ane van Dyk (63,93 m) holte dahinter Silber, Bronze ging an die Tschechin Nikola Ogrodnikova (63,68 m), die wie Kitaguchi eine Saisonbestleistung aufstellte.
4x400-m-Staffeln: Zweimal Gold für die USA
In den Staffelrennen über die Stadionrunde gingen beide Goldmedaillen an die USA. Bei den Männern hielt Schlussläufer Rai Benjamin, Goldgewinner über die 400 m Hürden, den 200-m-Olympiasieger Letsile Tebogo aus Botswana um 10 Hundertstel in Schach. Das US-Quartett lief in 2:54,43 Minuten einen neuen olympischen Rekord. Bronze ging an Grossbritannien.
Etwas weniger eng ging es bei den Frauen zu und her. Das Quartett um Sydney McLaughlin-Levrone, auch sie Olympiasiegerin über 400 m Hürden, gewann in 3:15,27 mehr als 4 Sekunden vor den Niederlanden und Grossbritannien, die beide einen Landesrekord aufstellten.