Den ersten Moment ihres Triumphes musste Heidi Diethelm Gerber für sich allein auskosten. Die einzige Gratulantin für längere Zeit nach dem finalen Schuss blieb die Chinesin Jingjing Zhang, die Geschlagene in der Bronze-Ausmarchung. Denn zunächst galt es, der Prozedur zu folgen. Sachen zusammenpacken, ab zur Nachkontrolle der Waffe sowie der Schuhe.
Dafür ist die 47-Jährige dann bei der Zeremonie voll und ganz auf ihre Kosten gekommen. So bekam sie noch im Schützenhaus die Belohnung für ihren grossen Wurf von einem Landsmann überreicht. Der Freiburger René Fasel, IOC-Mitglied und Präsident des Internationalen Eishockeyverbandes IIHF, nahm die Medaillenvergabe vor. Einen schöneren Zufall hätte es kaum geben können.
Diese Bronzemedaille ist das Mass aller Dinge in meiner Karriere.
Hinterher sprudelte es aus der 47-Jährigen nur so heraus. «Ich kann diese Medaille noch nicht richtig einordnen. Doch eines weiss ich: Sie ist das Mass aller Dinge in meiner Karriere. Es ist der Lohn für all die Arbeit der letzten Jahre.»
Muss es ausgerechnet sie sein?
Ein harter Fight sei es gewesen. Im Halbfinal habe sie sich viel besser und stärker gefühlt als in der Qualifikation, in der sie beinahe ausgeschieden war. Und vor dem Kampf um Bronze habe sie mit «Leder» gerechnet. Denn mit Zhang, der besten Sportpistolenschützin der Welt, hatte sie sich schon oft duelliert – meistens aber den Kürzeren gezogen. Darum war ihr erster Gedanke: «Warum muss es ausgerechnet sie sein? Zhang hat in den letzten zwei Jahren alle Weltcups dominiert.»
Erfolgsgespann mit dem Ehemann
Die Lorbeeren für ihren Erfolg durfte auch Ernst Gerber einheimsen. Ihr Ehemann ist ihr persönlicher Trainer und gehörte in Rio der offiziellen Swiss-Olympic-Delegation an. Gemeinsam ist die Rechnung punktgenau zum Saisonhöhepunkt aufgegangen, nachdem sie in diesem Jahr im Weltcup 3 Mal Platz 5 belegen konnte. Die letzten 2 Saisons bereitete sich die Thurgauerin als Vollprofi auf ihre 2. Olympia-Teilnahme vor.
Sendebezug: Laufende Olympia-Berichterstattung