«Das ist der letzte Pflicht-Event dieser Saison, danach kann ich mich etwas gehen lassen und die Zeit geniessen», sagte ein entspannter Odermatt im SRF-Studio. Der 26-jährige Nidwaldner schwelgt immer noch in Erinnerungen und hat den letzten Weltcup-Winter noch nicht verdrängt.
Verpasster Rekord ist abgehakt ...
Er hat sich aber damit abgefunden, dass seine Siegesserie im Riesenslalom nach saisonübergreifend 12 Siegen in Folge riss. «Natürlich habe ich mich in diesem Moment geärgert, das wollte ich unbedingt schaffen», sagte Odermatt in Anspielung auf den Rekord von Ingemar Stenmark (14 Riesenslalom-Siege in Serie), der wieder in weite Ferne gerückt ist.
Er ist Hermann Maier mindestens ebenbürtig, in einigen Bereichen sogar besser, wie zum Beispiel im Kraftbereich.
Doch mit etwas Abstand überwiegt das Positive. Der 3. Sieg im Gesamtweltcup in Folge, der Gewinn der kleinen Kugel im Riesenslalom und erstmals in der Abfahrt lassen ihn zum Schluss kommen: «Es war eine ganz spezielle Saison, es gab nur Highlights.»
... Zurbriggen bald eingeholt
Wie schnelllebig der Skisport sein kann, weiss er bestens. Überraschungsgast Marco Kohler, der sich am Lauberhorn das Kreuzband riss, ist einer seiner besten Freunde. «Es hätte ein perfekter Tag werden können nach dem Gewinn meiner ersten Abfahrt», blickt Odermatt auf seinen Sieg in Wengen zurück.
Und als Pirmin Zurbriggen das Studio betritt, werden Zukunftsfragen diskutiert. Der bis dato erfolgreichste Schweizer Skifahrer trat einst mit 27 Jahren zurück. Odermatt erreicht dieses Alter am 8. Oktober. Dennoch zweifelt niemand daran, dass der aktuelle Überflieger die Marke von 40 Weltcupsiegen und die 4 Siege in der Gesamtwertung des Wallisers bald übertreffen wird (Odermatt steht bei 37 Weltcupsiegen und 3 grossen Kristallkugeln).
Denn die Zeiten hätten sich geändert, so Zurbriggen. «Ich war ausgebrannt, weil ich zu wenig Erholung und Erfahrung hatte, die ihr heute habt», sagte der 61-Jährige.
Konditionstrainer hat Mission erfüllt
Gerade im konditionellen Bereich wird Odermatt nächste Saison neue Wege beschreiten. Nach 7 Jahren war die Mission für seinen Trainer Kurt Kothbauer beendet. «Er ist meiner Meinung nach perfekt, ich kann ihm nicht mehr weiterhelfen. Sein Potenzial ist ausgeschöpft, zumindest was ich bewirken kann», sagte der Österreicher.
«Er war zehn Kilo leichter als heute. Ich wusste damals, dass das ein ganz Grosser werden kann. So einen hat man nur einmal im Leben», erinnert sich Kothbauer und schwärmt: «Er ist Hermann Maier mindestens ebenbürtig, in einigen Bereichen sogar besser, wie zum Beispiel im Kraftbereich.»
Bald übernimmt Ex-Trainer von Gut-Behrami
Dass Kothbauer aufhört, ist für Odermatt «brutal und schön» zugleich, denn es zeige, dass dieser es nur gut mit ihm meine. Künftig wird Alejo Hervas, der Ex-Trainer von Lara Gut-Behrami, für die Männer von Swiss-Ski zuständig sein. Diese Personalie sei enorm wichtig, weil die Tage der Athleten enorm lang seien. Odermatt wird sich nun 2-3 Wochen erholen können: «Danach sitze ich mit Alejo ein erstes Mal zusammen, ich hoffe, es wird nicht allzu streng.»