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Roger Federer und Stan Wawrinka.
Legende: Scheiterten in Madrid früh Roger Federer und Stan Wawrinka. Keystone/Reuters

ATP-Tour Heinz Günthardt, müssen wir uns Sorgen machen?

Roger Federer und Stan Wawrinka scheiterten in Madrid beide früh. Anlass zur Sorge im Hinblick auf die French Open? SRF-Tennisexperte Heinz Günthardt analysiert die Situation.

Nur 4 Siege bei den letzten 5 Turnieren. Oder anders ausgedrückt: 7 Matches in den letzten 80 Tagen. Stan Wawrinka macht derzeit keine einfache Phase durch. Eine derartige Baisse durchlief der Romand zuletzt Ende 2008/Anfang 2009, als er bei 5 Turnierstarts ebenfalls nie 2 Matches hintereinander gewinnen konnte.

Zur Person

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Heinz Günthardt ist ein ehemaliger Tennisprofi, der auf der ATP Tour 5 Einzel- und 30 Doppeltitel gewinnen konnte. Der aktuelle Captain des Schweizer Fed-Cup-Teams ist seit Jahren als Tennisexperte und Co-Kommentator bei SRF tätig.

Muss man sich angesichts der jüngsten Resultate Sorgen machen? «Das Problem ist: Wawrinka hat in den letzten Wochen zu wenige Ernstkämpfe bestritten. Er ist einer, der sich in einen Rhythmus spielen muss. Das ist ihm zuletzt nicht gelungen», analysiert SRF-Tennisexperte Heinz Günthardt.

Eine Frage des Selbstvertrauens

Gerade bei Masters-1000-Events sei es schwierig, sich aus dieser Negativspirale zu befreien. «Diese Turniere sind unglaublich stark besetzt, bereits in den ersten Runden warten oft harte Brocken. Um weit zu kommen, braucht es das nötige Selbstvertrauen. Dieses kann man sich aber nur über Siege holen. Es ist ein Teufelskreis», erklärt Günthardt.

Dass ihm in den entscheidenden Phasen derzeit das Selbstvertrauen fehlt, war bei Wawrinka am Donnerstag zu beobachten. Er war im Achtelfinal gegen Grigor Dimitrov grossmehrheitlich der bessere Spieler, schenkte seinem Gegner beim Stand von 3:4 im 3. Satz das Break mit etlichen unerzwungenen Fehlern aber regelrecht.

«Ich wurde in jenem Moment etwas angespannt und zögerlich», gab Wawrinka nach der Partie gegenüber dem Tages-Anzeiger zu. «Wenn man unsicher ist und zu viel nachdenkt, funktionieren die Automatismen nicht mehr», erklärt Günthardt den Aussetzer des Romands.

Das nötige Selbstvertrauen kann man sich nur über Siege holen
Autor: Heinz Günthardt SRF-Tennisexperte

Wawrinka gewann dem erneut frühen Scheitern aber auch Positives ab. «Das Wichtigste ist, dass ich in den vergangenen zwei Wochen und hier auf ein gutes Niveau zurückgefunden habe. Ich bewege mich besser und bin konzentrierter», urteilte der Lausanner. Diese Meinung teilt auch Günthardt: «Stan ist gesund und fit und trifft den Ball gut. Es ist alles da.»

Volles Programm bei Wawrinka

Als nächstes stehen für Wawrinka die Turniere in Rom und Genf auf dem Programm. Besteht da nicht die Gefahr, sich vor den French Open zu übernehmen? «Entscheidend ist die Anzahl Matches, nicht die Anzahl Turniere. Roger Federer hat in Istanbul und Madrid zusammen 5 Matches in einer Woche bestritten und damit so viele wie Stan in den letzten Monaten», sagt Günthardt.

Startet Federer in Rom oder nicht?

Er könne es deshalb nachvollziehen, dass Federer erwägt, in Rom nicht an den Start zu gehen. Dass der 33-jährige Basler ein weiteres frühes Out im Vorfeld der French Open vermeiden möchte, glaubt Günthardt aber nicht. «Man geht nicht an ein Turnier, um nicht zu verlieren, sondern um zu gewinnen. Eine andere Einstellung kann ich mir bei Roger nicht vorstellen.»

Ein enttäuschter Roger Federer.
Legende: Zieht enttäuscht von dannen Roger Federer nach der Niederlage gegen Nick Kyrgios. Reuters

Federer wollte sich kurz nach dem Zweitrunden-Out gegen Nick Kyrgios noch nicht definitiv entscheiden, ob er im «Foro Italico» antreten wird. Auf die French Open habe dies ohnehin keinen Einfluss, findet Günthardt: «Federer verfügt über ausreichend Spielpraxis und, nicht weniger wichtig, genügend Erfahrung.»

Sendebezug: Radio SRF 1, 7.5.15, Abendbulletin, 18:45 Uhr.

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