Als Swiss Tennis vergangene Woche zur Jahresabschluss-Medienkonferenz lädt, sind mit Dominic Stricker und Leandro Riedi auch zwei Spieler zugegen. Sie stehen sinnbildlich für die Aufbruchstimmung im Schweizer Tennis. Die Message ist klar: Die beiden Aufsteiger sollen Roger Federer und Stan Wawrinka nicht vergessen machen, sondern vielmehr dafür sorgen, dass die Schweiz auf der Tennislandkarte auch in Zukunft ein Fixpunkt bleibt.
Keine einfache Aufgabe für einen jungen Spieler, dessen Fokus auf der eigenen Entwicklung liegt. Doch Riedi sagt: «Druck? Das könnte man vielleicht verspüren. Doch bei mir ist es das Gegenteil: Es ist pure Motivation und null Stress.»
Unerwarteter Exploit
Riedis Zuversicht kommt nicht von ungefähr. Der 20-Jährige gewann im November quasi aus dem Nichts zwei Challenger-Turniere. «Es war unbeschreiblich, ich kann es nicht anders sagen. Meine Seele ist immer noch etwas verwirrt, wenn ich auf das Ranking schaue und dort jetzt neu die 160 steht», strahlt der Bassersdorfer.
Ich war zwischenzeitlich zu verbissen, habe zu sehr auf das Ranking und die Punkte geschaut.
Der Exploit kommt auch deshalb überraschend, weil sich Riedi kurz davor von Coach Yves Allegro getrennt hatte. «Ich reiste ohne grosse Erwartungen nach Finnland, ich war zudem alleine. Das war eine spezielle Erfahrung», erzählt Riedi, dem das Kunststück gelang, sich als Qualifikant die Trophäe zu sichern.
Ausschlaggebend sei gewesen, die Freude am Sport wiederzuentdecken. «Verstehen Sie mich nicht falsch, ich liebe das Tennis, ich spiele, seit ich 5 Jahre alt bin. Aber ich war zwischenzeitlich zu verbissen, habe zu sehr auf das Ranking und die Punkte geschaut», so Riedi. Doch es sei genauso wichtig, in schwierigen Zeiten «sich selbst der beste Freund zu sein».
Stricker und die magische 100
Riedi ist einer von 5 verschiedenen Schweizer Challenger-Siegern in diesem Jahr, was die hervorragende Breite unterstreicht. Zu diesem Kreis gehört neben Riedi, Antoine Bellier, Marc-Andrea Hüsler und Alexander Ritschard auch Dominic Stricker (ATP 118). «Es ist sehr, sehr cool, dass wir uns gegenseitig pushen können. Auch wenn Domi etwas zu schnell für mich war», schmunzelt Riedi.
Stricker sorgte jüngst bei den Next-Gen-Finals für Furore, als er den Halbfinal erreichte. Für die neue Saison hat der 20-jährige Berner ein grosses Ziel: «Es geht jetzt darum, die Top 100 zu knacken, damit ich bei den Grand-Slam-Turnieren dabei bin.» Wie Riedi wird er bei den Australian Open die Qualifikation bestreiten.