Die Welt des Tennissports ist eine kleine. Als Andy Murray am Freitag von Bordeaux nach Genf fliegt, ist sein Sitznachbar ein prominenter. «Ich sass neben Stan Wawrinka», erzählt der Brite im Mediencenter der Tennisanlage im Parc des Eaux-Vives. Dabei kamen die beiden ins Plaudern. Mit 39 respektive 37 Jahren blicken sie auf eine lange und mit je drei Grand-Slam-Siegen äusserst erfolgreiche Karriere zurück.
Zum Beispiel erinnerten sie sich an das erste (von mittlerweile 23) Duellen bei den Profis. Das war im September 2005 im Davis Cup in der Genfer Palexpo-Halle, und für Murray nicht nur wegen seiner Niederlage eine bittere Erfahrung. «Unser Team entschied, dass Greg (Rusedski) am ersten Tag nicht spielt, deshalb war mein Gegner Stan und nicht Roger Federer», erinnert sich Murray noch genau. «Es wäre eine brillante Chance für mich gewesen, erstmals gegen Roger zu spielen, und noch dazu in der Schweiz.»
Erstes Duell mit Djokovic seit 7 Jahren?
Nun ist Murray zurück. Er nahm eine Wildcard für das Turnier am Genfersee an. «Eigentlich spielte ich nie in der Woche vor den Grand-Slam-Turnieren, aber nun brauche ich Matches», erklärt er. In Miami riss er sich Anfang April die Bänder im linken Knöchel. Zunächst stand auch die ganze Sandsaison in der Schwebe, zumal dies Murray ermöglicht hätte, sich länger auf sein aller Wahrscheinlichkeit nach letztes Wimbledon vorzubereiten.
«Die Heilung ging aber schneller als gedacht», zeigt sich Murray zufrieden. Nun darf sich der vierfache Vater Hoffnungen auf ein reizvolles Duell machen. In der 2. Runde würde er in Genf auf Novak Djokovic treffen. Seit mittlerweile sieben Jahren sind die beiden nicht mehr aufeinandergetroffen.
Ehemaliger Gstaad-Finalist eine hohe Hürde
Zunächst wartet aber am Montag auf der «wunderschönen Anlage» (Murray) am See eine ziemlich hohe Hürde auf den noch als Nummer 74 klassierten Schotten. Sein deutscher Erstrundengegner Yannick Hanfmann (ATP 84) ist ein echter Sandspezialist und stand 2017 in Gstaad und 2020 in Kitzbühel in ATP-Finals.
Schnappt Murray Wawrinka das Olympia-Ticket weg?
Für Murray sind die Sandmatches auch eine Investition für eine Olympiateilnahme. Nach Wimbledon möchte er nämlich noch einmal auf die rote Unterlage zurückkehren. «Ich bin noch nicht hundert Prozent sicher, was ich in den nächsten Monaten spielen werde, aber ich möchte gerne noch einmal für Olympia nach Paris zurückkehren.»
Dieser Wunsch könnte zulasten von Wawrinka gehen. Nach jetzigem Rankingstand müssten sich Murray, Wawrinka und Rafael Nadal um eine der beiden Wildcards bewerben. Dabei hätten der 14-fache Roland-Garros-Champion (und Einzel-Olympiasieger von 2008) und der zweifache Olympia-Goldgewinner (2012 und 2016) die besseren Karten als der Schweizer, der «nur» einen French-Open-Titel (2015) und Olympia-Gold im Doppel (2008) vorweisen kann.