Lange musste sich die Tennis-Welt gedulden, bald ist es nun soweit: Anfang März wird Roger Federer nach 13 Monaten Absenz beim ATP-250-Turnier in Doha auf die Tour zurückkehren. Sein letzter Auftritt datiert von Ende Januar 2020, als er in Melbourne Novak Djokovic im Halbfinal unterlegen war.
«Ich habe mir lange überlegt, wann und wo ich zurückkommen soll. Australien war wegen meinem Knie noch ein Spürchen zu früh», erklärt der Baselbieter im exklusiven Interview mit SRF-Radiokommentator Bernie Schär. Seit 1998 und damit seit 23 Jahren hat Federer die Australian Open nie verpasst. «Das tut schon weh. Es ist einer der Orte, wo ich am liebsten spiele.»
Die Entscheidung für Doha hatte neben dem Knie noch einen anderen Grund: «Ich wollte mein Comeback an einem kleineren Turnier geben, um nicht voll im Fokus zu stehen und wo der Stress auch etwas kleiner ist.» In der katarischen Metropole konnte Federer in der Vergangenheit 3 Titel feiern und hat bei 7 Teilnahmen zwischen 2002 und 2012 nur einmal nicht die Halbfinals erreicht – es stellt sich die Frage, wie sehr sich der Schweizer dort tatsächlich dem Fokus entziehen kann.
Wimbledon, Olympia und die US Open
Im letzten Jahr hatte sich der 39-Jährige zwei Knie-Operationen unterzogen. Am Anfang gehe es deshalb auch darum zu sehen, wie der Körper auf das Tennisspielen reagiere. Er werde nicht «krankhaft versuchen, auf der Tour zu bleiben». Wenn es mit der Familie oder dem Körper nicht gehe, werde er die Reissleine ziehen.
Ich will noch einmal grosse Siege feiern. Und dafür bin ich bereit, den langen, harten Weg zu gehen.
Dennoch hat Federer auch schon konkrete Vorstellungen, wie die Saison weitergehen soll, sollte das Knie mitspielen. Nach Doha werde er wohl noch ein Turnier mehr spielen und dann einen Kondi-Block einlegen. «Ich werde auch wieder versuchen, auf Sand zu spielen», so der Maestro. «Das Ganze natürlich im Hinblick auf Halle, Wimbledon, Olympia und die US Open.»
Antrieb und Ambitionen stimmen
Seinen Antrieb erklärt Federer simpel: «Ich spiele fürs Leben gerne Tennis. Ich habe in den letzten Monaten viel gegeben in der Reha, im Konditionsbereich. Ich musste untendurch, habe es aber immer mit Freude gemacht.»
Ich will Skifahren mit meinen Kindern, Basketball spielen oder mit Eishockey anfangen – ich habe noch so viele Träume.
Und die Ambitionen scheinen gross zu sein beim 20-fachen Grand-Slam-Sieger: «Ich will noch einmal grosse Siege feiern. Und dafür bin ich bereit, den langen, harten Weg zu gehen.»
Das sagt Federer zudem ...
- ... über die Zeit ohne Tennis: «Eigentlich dachte ich, dass ich den Sport nicht gross verfolgen werde und mehr mit meinen Kindern und meiner Reha beschäftigt sein werde. Es hat mich überrascht, dass ich doch immer wieder Resultate nachgeschaut und Matches verfolgt habe. Und das mache ich normalerweise ja gar nicht, wenn ich an einem Turnier nicht teilnehme.»
- ... über seine Zukunft: «Ich möchte Skifahren gehen können mit den Kindern und mit Mirka. Oder auch wandern, Basketball spielen oder mit Eishockey anfangen – ich habe noch so viele Träume. Dazu brauche ich einen guten Körper, und diesen will ich nicht gegen die Wand fahren.»
- ... über die neue Situation mit der Familie: «Ich habe jetzt mehr die Rolle des Quarterbacks eingenommen, ich war der Organisator. Ich wusste genau, was alle 4 Kinder machen und habe geschaut, dass wir nirgends zu spät kommen. Ich bin so auch zum Fahrer der Familie geworden.»