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Kyrgios reagiert entrüstet An Sinners Freispruch scheiden sich die Geister

Trotz positiver Dopingtests wurde Jannik Sinner freigesprochen. Die Art und Weise der Untersuchung entrüstet einige.

Jannik Sinner.
Legende: Geriet für einmal ungewollt in die Schlagzeilen Jannik Sinner. Imago Images/Icon Sportswire

Die Schlagzeilen in diesem Tennisjahr gehörten Jannik Sinner schon oft: Im Januar gewann der 23-Jährige mit den Australien Open zum ersten Mal ein Grand-Slam-Turnier, im Juni erklomm er als erster Italiener überhaupt die Spitze der ATP-Weltrangliste.

Doch am Dienstag gesellten sich Negativschlagzeilen dazu, die nun hohe Wellen werfen: Sinner wurde im März zwei Mal positiv auf das verbotene Steroid Clostebol getestet, kam jedoch um eine langfristige Sperre herum.

Nach Angaben der International Tennis Integrity Agency (ITIA) sei Sinner von einem unabhängigen Gericht freigesprochen worden. Laut ITIA wurde damals jeweils eine vorläufige Sperre verhängt – in beiden Fällen habe Sinner erfolgreich Berufung eingelegt.

Er würde nie etwas absichtlich tun.
Autor: Darren Cahill Trainer von Jannik Sinner

Der Italiener hat demnach erklärt, die Substanz könne nach einer Kontamination durch ein Mitglied des Betreuerteams in seinen Körper gelangt sein. Auf X kursierten schnell Fotos vom bandagierten Finger seines Physiotherapeuten, die Sinners These stützten.

Trainer Darren Cahill wies erwartungsgemäss jeglichen Vorsatz seines Schützlings zurück. «Er ist unfassbar professionell. Er würde nie etwas absichtlich tun. Er war in einer unglücklichen Situation», sagte Cahill in einem Interview mit dem US-Sender ESPN: «Die Wahrheit ist heraus, es gab keinen Fehler oder Fahrlässigkeit, und hoffentlich kann er das hinter sich lassen, weiterspielen und besser werden.»

Kyrgios reagiert entrüstet

Bei den (Ex-)Profis kommt das Urteil nicht überall gut an. Der Australier Nick Kyrgios, nie um eine klare Meinung verlegen, schrieb auf X: «Lächerlich – ob es nun versehentlich oder geplant war.» Und weiter: «Er wird zweimal auf eine verbotene Substanz getestet. Er sollte für zwei Jahre gesperrt werden.»

Kann mir kaum vorstellen, wie sich andere Spieler jetzt fühlen, die wegen kontaminierter Substanzen gesperrt wurden.
Autor: Denis Shapovalov

Auch der Kanadier Denis Shapovalov äusserte sich auf X kritisch: «Unterschiedliche Spieler, unterschiedliche Regeln», meinte der frühere Top-Ten-Spieler. «Kann mir kaum vorstellen, wie sich andere Spieler jetzt fühlen, die wegen kontaminierter Substanzen gesperrt wurden.»

Kritik an unterschiedlicher Handhabung

Der Brite Liam Broady störte sich vor allem an der Handhabung des Falls. Er schrieb auf X: «Ob Sinner gedopt hat oder nicht. Das ist nicht richtig. Viele Spieler machen das Gleiche durch und müssen Monate oder JAHRE warten, bis ihre Unschuld festgestellt wird. Kein gutes Bild.»

Viele Profis und Journalisten erinnerten beispielsweise an den Fall von Simona Halep. Die frühere Wimbledonsiegerin wurde im Oktober 2022 wegen zweier Verstösse gegen Anti-Doping-Bestimmungen zunächst vorläufig suspendiert und später für vier Jahre gesperrt. Die Sperre wurde jedoch im März nach einem Einspruch beim Schiedsgericht für Sport auf neun Monate reduziert.

Millman stärkt Sinner den Rücken

Der Australier John Millmann verteidigte Sinner: «Bevor du voreilige Schlüsse ziehst: Jannik Sinner hatte weniger als ein Milliardstel Gramm in seinem Körper. Ich glaube ihm ... vielleicht sollten wir die Grenzwerte für die Kontamination ändern.» Und er schrieb weiter: «Jannik ist so ziemlich der beste Mensch, den es auf der Tour gibt.»

Video
Archiv: Sinner gewinnt die Australian Open 2024
Aus Sportpanorama vom 28.01.2024.
abspielen. Laufzeit 2 Minuten 19 Sekunden.

Radio SRF 1, Abendbulletin, 20.8.2024, 22:00 Uhr ; 

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