Wenn Novak Djokovic und Carlos Alcaraz am Sonntagnachmittag um 15:00 Uhr Schweizer Zeit den Centre Court von Wimbledon betreten, kommt das Publikum in den Genuss eines Traumfinals. Das Generationenduell zwischen dem 37-jährigen Serben und dem 21-jährigen Spanier um die prestigeträchtigste Trophäe im Tennissport ist auch die Reprise des Finals aus dem Vorjahr. Damals konnte sich Alcaraz in 5 umkämpften Sätzen zum Wimbledon-Champion krönen.
Erwartet – und doch überraschend
Bei Turnierstart hatte dabei noch wenig für diese Final-Affiche gesprochen. Erst am 3. Juni hatte sich Djokovic bei seinem Achtelfinal-Sieg gegen Francisco Cerundolo an den French Open den Meniskus im rechten Knie gerissen und sich 2 Tage später operieren lassen. So wurde lange darüber spekuliert, ob der 24-fache Grand-Slam-Sieger überhaupt an der Church Road antreten würde.
Auch zuvor lief beim besten Tennisspieler der letzten Jahre nur wenig zusammen. Bei 7 Turnierteilnahmen in diesem Jahr erreichte Djokovic keinen einzigen Final und konnte noch keinen Sieg gegen einen Top-10-Spieler einfahren. So musste er die Weltranglistenführung nach Roland Garros an Jannik Sinner abtreten. Im Vorfeld des Wimbledon-Finals zeigte er sich aber optimistisch, dass er mit einem Sieg die bisher verkorkste Saison vergessen machen kann.
Bei Alcaraz verlief die Vorbereitung auf das 3. Grand-Slam-Turnier des Jahres ebenfalls nicht optimal. Beim Vorbereitungsturnier im Londoner Queen’s Club scheiterte der Titelverteidiger im Achtelfinal in 2 Sätzen an Jack Draper. Und auch in Wimbledon lief es dem Youngster zunächst nicht nach Wunsch. In der 3. Runde stand er gegen Frances Tiafoe ein Tiebreak vor dem Aus. Wie so oft packte Alcaraz aber in den entscheidenden Momenten sein bestes Tennis aus.
Zieht Djokovic mit Federer gleich?
So weist der Spanier bislang auch in Grand-Slam-Finals eine makellose Bilanz auf. Neben dem 5-Satz-Sieg gegen Djokovic im letzten Jahr triumphierte er auch bei den US Open 2022 gegen Casper Ruud und zuletzt in Roland Garros gegen Alexander Zverev. Sollte er auch den 2. Major-Final gegen Djokovic siegreich gestalten, würde er als erster Spieler seit Roger Federer (2003-2004) seine ersten 4 Grand-Slam-Finals allesamt gewinnen.
Djokovic hat derweil ganz andere Rekorde seines langjährigen Rivalen Federer im Visier. Mit seinem 8. Titel an der Church Road würde die Weltnummer 2 nämlich in Sachen Wimbledon-Siege zum Rekordhalter aufschliessen. Vor dem Final sagt Djokovic: «Geschichte steht auf dem Spiel. Natürlich habe ich die 8 Titel von Federer im Kopf. Das ist eine grosse Motivation, aber gleichzeitig gibt es auch eine Menge Druck und Erwartungen.»
Ausserdem würde «Nole» mit seinem 25. Grand-Slam-Titel Geschichte schreiben, denn diese Zahl hat im Einzel bislang noch niemand erreicht. Im Moment steht der 37-Jährige noch mit der Australierin Margaret Court gemeinsam an der Spitze der Allzeit-Rangliste.
Spannung garantiert?
Laut den Buchmachern geht Djokovic übrigens als leichter Aussenseiter ins Duell mit Alcaraz. Das Head-to-Head spricht indes eher für den Routinier. Er konnte 3 der bisherigen 5 Aufeinandertreffen für sich entscheiden. An Grand-Slam-Turnieren konnten sich beide je einmal durchsetzen. Für Spannung dürfte im Final also gesorgt sein.