Wie praktisch alle anderen Sportarten ruht derzeit auch der Tennissport. Die Zwangspause dauert mindestens bis Mitte Juli; keiner weiss, wann wieder Turniere durchgeführt werden können. Während Cracks wie Roger Federer finanziell längst ausgesorgt haben, trifft die Corona-Krise das Gros der Tennisspieler hart.
Vor einer unsicheren Zukunft
So auch Sandro Ehrat, die Nummer 393 der Welt. Die Rechnung ist einfach: Keine Turniere, kein Lohn. Die Athleten reisen quasi als «Ich-AGs» um den Globus, sie sind keine Angestellten der Tour. Anders als zum Beispiel Teamsportler sind sie finanziell nicht durch Verträge abgesichert. «Wenn die Pause noch länger dauert, weiss ich nicht, ob ich nächstes Jahr noch spielen kann», sagt Ehrat offen.
«Ich bange derzeit um meine Profikarriere, die Situation macht mir natürlich ein wenig Angst. Ich habe auch noch eine Familie», so der Davis-Cup-Spieler. Er könne derzeit nicht wie andere einfach in den Tag hineinleben. «Ich mache mir natürlich Gedanken, wie und ob es weitergeht.»
Erschwerend kommt für Ehrat hinzu, dass auch seine weiteren Einnahmequellen derzeit trockengelegt sind. Die «Quasi-Ausgangssperre» erlaubt es dem Schaffhauser nicht, Tennisstunden zu geben. Auch der Interclub in der Schweiz sowie Team-Events im Ausland stehen derzeit auf der Kippe.
Der 28-Jährige hat die Hoffnung diesbezüglich aber noch nicht aufgegeben. Am 19. April möchte Swiss Tennis bekannt geben, wie es mit diesen Wettkämpfen weitergeht. «Ich warte diese Entscheidung ab und bleibe für den Moment optimistisch», so Ehrat.
Die Top-Spieler haben sich ihren Status hart erarbeitet und sind niemandem etwas schuldig.
Die Schere zwischen reich und arm ist im Tennissport riesig. Während an der Spitze Millionen verdient werden, leben Spieler ausserhalb der Top 100 nicht selten von der Hand in den Mund. Dürfte man in solchen Zeiten nicht auf die Solidarität der Top-Spieler zählen? Ehrat gibt sich in dieser Hinsicht diplomatisch. «Diese Athleten haben sich ihren Status hart erarbeitet, sie sind niemandem etwas schuldig.»
Viel Zeit für Sohn Liam
Derzeit bleibt Ehrat wie all seinen Leidensgenossen nichts anderes übrig, als sich in den eigenen vier Wänden fitzuhalten: «Ich mache nach wie vor meine Übungen und gehe joggen.» Daneben bleibt viel Zeit für den 4-jährigen Sohn Liam, der ihm in diesen Tagen als «Trainingspartner» dient.