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Zum Rücktritt der Legende Rafael Nadal: Der unbestrittene Sandkönig

Die Debatte um den besten Tennisspieler de Geschichte bleibt auch mit Nadals Rücktritt unbeantwortet. Jene des besten Sandplatz-Spielers nicht.

Rafael Nadal, hier nach seinem Sieg an den French Open 2022.
Legende: Feierte auf Sand seine grössten Erfolge Rafael Nadal, hier nach seinem Sieg an den French Open 2022. IMAGO / Xinhua

Spätestens am 4. Juni 2005 brannte sich Rafael Nadal auch den Schweizer Tennisfans ins Gedächtnis ein. An seinem 19. Geburtstag setzte sich der Spanier im Halbfinal der French Open gegen Roger Federer durch und feierte zwei Tage darauf seinen 1. Grand-Slam-Sieg. Obschon Nadal zum ersten Mal in Paris antrat, tat er dies dank einer starken Vorbereitung bereits als Favorit. Mit welcher Abgeklärtheit der Teenager die Erwartungen noch übertraf, versetzte die Tennis-Welt in helle Aufregung.

Einzigartige Liebesgeschichte

Vom «raffinierten Kraftprotz», der wie «ein Torero in der Arena» auftritt und einem «ärmellosen Mädchenschwarm» war im hiesigen Blätterwald die Rede. Die US-Legende John McEnroe wagte die Prognose, in Paris würde Nadal noch mindestens drei weitere Male triumphieren. Die Schätzung des US-Amerikaners sollte sich im Nachhinein als zu konservativ herausstellen.

Denn die Beziehung von Nadal zu Roland Garros wurde in den Folgejahren zur einzigartigen Liebesgeschichte. Egal wie verknorzt die Saison auch war, am Bois de Boulogne umgab den Spanier eine Aura der Unbesiegbarkeit. Insgesamt 14 Mal setzte sich der «Stier aus Manacor» in Paris die Krone auf, ein einzelnes Major-Turnier hat kein anderer Spieler so oft gewonnen. 112 Siegen auf der roten Asche in der französischen Hauptstadt stehen nur gerade 4 Niederlagen gegenüber.

Unbestrittener Sandkönig

Auf Sand fühlte sich Nadal ohnehin immer am wohlsten. Zwischen 2005 und 2007 gewann er auf seiner Lieblingsunterlage zwischenzeitlich 81 Matches in Folge. In seiner gesamten Karriere weist er auf Sand eine wahnwitzige Siegquote von über 90 Prozent auf, 63 seiner 92 Titel gewann er auf der roten Asche. Nirgendwo konnte Nadal seine beste Waffe, die Topspin-Vorhand, besser ausspielen als auf Sand.

Sein unbändiger Wille und Ehrgeiz liessen Nadal aber auch auf Gras und Hartplätzen zu Jubelstürmen ansetzen. Nadal triumphierte in Melbourne (2), Wimbledon (2) und New York (4). Mit seinem Sieg an den Australian Open 2022 wurde er zwischenzeitlich zum alleinigen Grand-Slam-Rekordsieger. Danach wurde er von seinem ewigen Rivalen Novak Djokovic überholt.

Epischer Dreikampf

Der Dreikampf mit dem Serben und Federer hielt die Tenniswelt fast zwei Jahrzehnte lang in Atem. Der Wimbledon-Final 2008 zwischen Nadal und Federer, den der Spanier bei einsetzender Dunkelheit für sich entschied, gilt noch heute als bestes Tennis-Spiel der Geschichte. Mit Federer verband den Spanier nicht nur eine Rivalität, sondern mit zunehmender Dauer auch eine Freundschaft. Als der Schweizer im September 2022 am Laver Cup von der gesamten Tennis-Prominenz verabschiedet wurde, kullerten beim Spanier Tränen über die Wangen.

Aber auch mit Djokovic lieferte sich Nadal Duelle für die Ewigkeit. Sage und schreibe 60 Mal standen sich die Spieler in ihrer Karriere gegenüber, 29 Mal in einem Final. Mit Djokovic lieferte er sich auch das längste Duell in einem Major-Final. Unvergessen bleibt das Bild nach dem Final an den Australian Open 2012, als sich die beiden Kontrahenten nach über fünfstündigem Kampf an der Siegerehrung kaum mehr auf den Beinen halten konnten.

Rafael Nadal und Novak Djokovic nach dem Final der Australian Open 2012.
Legende: Stühle sorgten für Abhilfe Rafael Nadal und Novak Djokovic nach dem Final der Australian Open 2012. Keystone / AARON FAVILA

Vom einstigen Trio, das die Tennis-Welt fast nach Belieben dominierte, ist nun nur noch Djokovic übriggeblieben. In Sachen Grand-Slam-Titel hat der Serbe Nadal überflügelt. Den Titel des Sandplatzkönigs wird Nadal aber behalten – wohl für immer.

Radio SRF 1, Mittagsbulletin vom 10.10.24 ; 

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