Die Zuschauer hatten nicht den besten Federer aller Zeiten gesehen, aber einen Federer, der sich reinhängte, der in den entscheidenden Momenten die Ruhe bewahrte - und einen Federer, der wie fast immer die Pflicht erfüllte. Unglaublichen 37 Einzel-Siegen im Davis Cup stehen bei ihm nur 7 Niederlagen gegenüber.
Federer mitten im Interview «entführt»
Was für eine Wertschätzung er im Team geniesst, verdeutlichte die Szene nach dem verwerteten Matchball: Mitten im Interview mit dem Westschweizer Fernsehen stürmten Stan Wawrinka und Severin Lüthi heran und trugen Federer zur Freude des Publikums auf den Schultern davon.
Den Halbfinal-Sieg verdankte die Schweiz freilich allen Teammitgliedern. Wawrinka mit seinem Sieg am Freitag und das Duo Wawrinka/Chiudinelli mit ihrem epischen Kampf am Samstag sorgten dafür, dass es Fabio Fognini am Sonntag an Frische fehlte.
Fognini lange zu fehlerhaft
In den ersten beiden Sätzen schlug sich der Italiener fast selber. So beendete er den ersten Durchgang mit einem Doppelfehler und einer verzogenen Vorhand: 6:2 für Federer. Der zweite Satz blieb nur deshalb relativ lange offen, weil Federer bei den Breakchancen zu nachlässig agierte. Bei 4:3 war es dann doch soweit: Fognini drosch einen Smash ins Netz, der Baselbieter holte sich das Break und den Satz mit 6:3.
Federer unter Druck nervenstark
Erst mit dem Rücken zur Wand drehte die italienische Weltnummer 17 auf. Mit aggressiven Returns und Grundlinienschlägen kam er zu den ersten Breakbällen seit Beginn des ersten Satzes. Der 33-jährige Schweizer blieb jedoch stets ruhig und konnte sämtliche Chancen des Gegner abwehren. Immerhin durfte Fognini den vermutlich schönsten Punkt des Spiels für sich verbuchen (siehe Video).
Auch im Tiebreak spielte Federer seine ganze Routine aus, musste Fognini nach 4:2-Fühurng noch einmal aufschliessen lassen, setzte sich aber schliesslich mit 7:4 durch. «Es ist ein unglaubliches Gefühl, diesen Moment mit allen Leuten hier zu teilen», so der sichtlich gerührte Rekord-Champion.
Das letzte, sportlich bedeutungslose Einzel ging dann an Italien. Andreas Seppi setzte sich gegen Michael Lammer mit 6:4, 1:6 und 6:4 durch. Damit endete die Begegnung zwischen der Schweiz und Italien mit 3:2.
Wiedergutmachung für 1992?
Die Schweizer bekommen vom 21. bis 23. November in Lille die Chance, sich für die Finalniederlage von 1992 zu rehabilitieren. Damals unterlagen sie auswärts gegen die klar favorisierten USA mit 1:3. Nun treffen sie auf Frankreich - und obwohl sie erneut auswärts werden antreten müssen, dürfen sie sich gute Chancen ausrechnen. Gerade in den 4 Einzelpartien sollten sie gegen ihre möglichen Gegenspieler Jo-Wilfried Tsonga (ATP 12), Gaël Monfils (ATP 18) und Richard Gasquet (ATP 21) eher favorisiert sein.
Sendebezug: SRF zwei, sportlive, 14.09.2014, 12:00 Uhr