Goran Ivanisevic hat sich im Tennis einen Namen gemacht. Erst als erfolgreicher Spieler, der bis auf Platz 2 der Weltrangliste vorstiess und 2001 als Wildcard-Inhaber Wimbledon gewann. Und später als Trainer von Marin Cilic und Novak Djokovic.
Nun war der 52-jährige Kroate zu Besuch in der Schweiz. Seinem Freund Bojan Bozovic habe er versprochen, dessen Tennisakademie in Schlieren zu besuchen. Dieses Versprechen löste Ivanisevic nun ein und sprach dabei auch mit SRF.
Dass Ivanisevic Zeit für einen Besuch in der Zürcher Agglomeration fand, ist auch dem Umstand geschuldet, dass er zurzeit arbeitslos ist. Zuletzt hatte er knapp 6 Jahre Djokovic betreut, ehe die beiden im März dieses Jahres die Trennung verkündeten.
Nur Siege sind akzeptiert, Finalniederlagen sind nicht genug.
Mit Ivanisevic als Trainer hatte Djokovic 12 seiner bisher 24 Grand-Slam-Titel gewonnen. Er habe zwar mit vielen grossartigen Tennisspielern zusammengearbeitet, aber Djokovic sei der grösste, so Ivanisevic.
«Es war einfach und gleichzeitig schwierig», meint der Kroate. Er habe nicht nur der Tenniscoach des Serben sein müssen, sondern auch noch Psychologe, Freund und Vertrauensperson. Vor allem in der für Djokovic teils schwierigen Zeit während der Corona-Pandemie: «Wir mussten füreinander da sein und zusammenhalten». Hinzu kam die sportliche Erwartungshaltung des Serben: «Nur Siege sind bei Djokovic akzeptiert, Finals sind nicht genug», so Ivanisevic.
Gleich zweimal schrammten Djokovic und Ivanisevic in deren gemeinsamen Zeit aufgrund einer solchen Finalniederlage am «Grand Slam», dem Gewinn aller 4 Major-Turniere in einem Jahr, vorbei. 2021 unterlag Djokovic Daniil Medwedew im US-Open-Final, 2023 behielt Carlos Alcaraz in Wimbledon die Oberhand.
Die freie Zeit geniessen
Nun ist Ivanisevic seit etwas mehr als einem Monat ohne festes Amt im Tenniszirkus. Angesprochen darauf, was er als nächstes vorhabe, gibt er sich gelassen: «Im Moment denke ich nur an die Fussball-EM». Er werde mit seinem Sohn Spiele besuchen und hoffe, Kroatien schneide gut ab.
Ivanisevic macht kein Geheimnis daraus, dass er einen freien Sommer geniessen will. Er werde im September schauen, wie es in Sachen Tennis weitergeht.
Mit mir als Trainer hätte ich viele Grand Slams gewonnen.
Einen der besten Spieler aller Zeiten hat Ivanisevic bereits betreut, aber wen hätte er sonst gern trainiert? «Mich selbst», lautet die Antwort des Kroaten. «Mit mir als Trainer hätte ich viele Grand-Slam-Turniere gewonnen», ist sich der Wimbledon-Sieger sicher. Nebst seinem Triumph von 2001 stand er drei weitere Male auf dem «heiligen Rasen» im Final, verlor aber jeweils.
Er sei aber nicht ein besserer Trainer als diejenigen, die er hatte, führt die ehemalige Weltnummer 2 aus: «Ich konnte von all meinen Trainern so viel lernen und habe alles aufgenommen. Hinzu kommen meine Erfahrungen als Trainer auf der Tour. Mit all diesem Wissen nochmals zurückzugehen, wow!»
Zuversicht beim Schweizer Tennis
Bei seinem Besuch in der Schweiz gab Ivanisevic auch eine Einschätzung zum Schweizer Tennis ab. Man könne nicht gleich einen nächsten Roger Federer oder eine nächste Martina Hingis erwarten, sagt er. Gerade im Männerbereich mit Lichtgestalten wie Federer oder Stan Wawrinka sei es nicht einfach, denn aufstrebende Spieler würden immer mit diesen beiden verglichen.
«Ich mache mir keine Sorgen um das Schweizer Tennis. Die Schweiz hat einen guten Verband und in der Zukunft werden neue Spieler kommen. Es wird kein Federer sein, aber jemand Gutes», zeigt sich Ivanisevic betreffend der Schweizer Tennis-Zukunft zuversichtlich.
Gegen Federer hatte Ivanisevic übrigens noch selber gespielt. 2000 in London und 2001 in Mailand unterlag er dem damals aufstrebenden Schweizer jeweils in 2 Sätzen.