Hätte Madison Brengle (WTA 72) ihre Startpartie in Melbourne gewonnen, Belinda Bencic hätte gewusst, was auf sie zukommt. In 3 Duellen gestand sie der 32-jährigen US-Amerikanerin nur gerade einen Satz zu. Doch die Australian Open sind kein Konjunktiv. Brengle unterlag Landsfrau Claire Liu (WTA 62) 3:6, 4:6 und Bencic duelliert sich in der 2. Runde mit einer Gegnerin, die sie so gar nicht kenne, wie sie im SRF-Interview nach ihrem Erstrunden-Erfolg gestand.
Dabei gibt es durchaus Parallelen zwischen der 22-jährigen Kalifornierin und der 3 Jahre älteren Ostschweizerin. So gewannen beide das Juniorinnenturnier von Wimbledon. Und 2018 wurden sowohl Bencic als auch Liu an der Church Road «Opfer» der späteren Turniersiegerin Angelique Kerber. Während Bencic im Achtelfinal gegen die Deutsche chancenlos blieb, war Liu in der 2. Runde die einzige Gegnerin, die Kerber einen Satz abnehmen konnte.
Nach Jahren der Stagnation gelangen der Tochter chinesischer Immigranten im Mai 2021 gleich zwei ITF-Turniersiege in 7 Tagen – einer davon durch einen Finalsieg über Brengle. Seither liess Liu immer wieder mit Exploits aufhorchen. Im Mai letzten Jahres holte sie beim Challenger-Turnier in Paris ihren ersten Titel auf Stufe WTA und stand eine Woche später im 250er-Final in Rabat. Im Oktober 2022 schaltete sie im tunesischen Monastir hintereinander Katerina Siniakova und Lokalmatadorin Ons Jabeur aus.
All das dürfte am Donnerstag in der Margaret Court Arena keine Rolle spielen, wenn Bencic ihre Leistung vom Erstrundenspiel gegen Viktoriya Tomova wiederholen kann. Zu unterschätzen ist Liu indes nicht. Sonst lernt Bencic die Amerikanerin besser kennen, als ihr lieb ist.