Der eine oder andere eingefleischte Tennis-Fan mag sich vielleicht noch daran erinnern, als Hady Habib auf der ganz grossen Bühne ein erstes Mal in Erscheinung tritt. Es war dies nicht 2022 in den Davis-Cup-Playoffs gegen die Schweiz , sondern im vergangenen Sommer an den Olympischen Spielen in Paris.
Im Erstrunden-Duell mit Carlos Alcaraz reichte es Habib nicht zu viel mehr als der Rolle des Statisten, denn der Libanese blieb gegen den spanischen Shootingstar chancenlos. Dennoch bezeichnete Habib die Erfahrung als sein grösstes Karriere-Highlight. Nun, diese Einschätzung «muss» der 26-Jährige dieser Tage wohl nochmals überdenken.
Zwei Premieren innert weniger Tage
Die Statisten-Rolle ist Habib inzwischen losgeworden, stattdessen steht er selbst im Zentrum des Interesses. Am Sonntag schaffte Habib, aktuell die Weltnummer 219, mit seinem Erstrunden-Erfolg an den Australian Open Historisches. Sein 7:6 (7:4), 6:4, 7:6 (8:6) gegen den Chinesen Yunchaokete Bu (ATP 67) war gleichbedeutend mit dem 1. Sieg eines Libanesen im Hauptfeld eines Grand-Slam-Turniers in der Open Era.
Bereits mit der erfolgreichen Qualifikation ein paar Tage zuvor hatte Habib Geschichte geschrieben. Und dies, obschon er in der 3. Quali-Runde gegen den Franzosen Clément Chidekh, der zuvor den Schweizer Jérôme Kym ausgeschaltet hatte, im Entscheidungssatz mit dem Rücken zur Wand stand. Habib setzte sich im Match-Tiebreak doch noch durch.
1. Titel bei Challenger öffnet Grand-Slam-Tür
Das Märchen von Habib, welches an den Australian Open immer reicher an Kapiteln wird, hatte seinen Ursprung über 10'000 Kilometer entfernt von Melbourne. Ende November reiste der in den USA geborene und zum Tennis-Profi gereifte Libanese in das chilenische Temuco, um ein Challenger-Turnier zu bestreiten.
Als damalige Weltnummer 320 war der Turniersieg Pflicht, um sich noch einen Platz in der Qualifikation für die Australian Open zu ergattern. Tatsächlich schaffte Habib genau das. Er gewann als erster Libanese ein Challenger-Turnier und löste schliesslich als Weltnummer 216 doch noch sein Ticket für die Melbourne-Quali.
Habib hätte mit Sicherheit nichts dagegen, wenn sein Höhenflug noch eine weitere Fortsetzung finden würde. Die Hürde in der 2. Runde ist mit Ugo Humbert (FRA/ATP 14) jedoch hoch.