Dass sich Nick Kyrgios des Öfteren zwischen Genie und Wahnsinn bewegt, ist kein Geheimnis. In den bisherigen beiden Partien in Wimbledon hat der Australier bereits die ganze Bandbreite dieses Spektrums abgedeckt.
In seinem Auftaktspiel gegen den britischen Wildcard-Inhaber Paul Jubb kritisierte er die Linienrichter, stritt mit dem Schiedsrichter und spuckte in die Richtung eines Zuschauers, der ihm auf die Nerven gegangen war. Die Partie entschied er schliesslich nach mehr als 3 Stunden in 5 Sätzen zu seinen Gunsten.
Deutlich weniger lang stand er in seinem Zweitrundenspiel gegen Filip Krajinovic auf dem Platz. Gerade einmal 85 Minuten benötigte er, um den Serben klar in 3 Sätzen zu schlagen. Bei eigenem Aufschlag überliess er seinem Gegner nur 9 Punkte.
7 Jahre seit letztem Viertelfinal
Liefert Kyrgios auch am Samstag gegen Stefanos Tsitsipas eine solche Leistung ab, kann es für den Griechen mehr als gefährlich werden. Am Vorbereitungsturnier in Halle hat Tsitsipas diese Erfahrung bereits gemacht, als er dem Australier in 3 Sätzen unterlag. Seine Bilanz gegen Kyrgios ist ohnehin negativ: nur 1 von 4 Duellen konnte Tsitsipas gewinnen.
Grosse Stricke hat Kyrgios an Grand-Slam-Turnieren trotz seines unbestrittenen Talents bisher nicht zerrissen. Zweimal erreichte er einen Viertelfinal, einmal in Wimbledon, einmal an den Australian Open. Das ist allerdings bereits 8 respektive 7 Jahre her. Die Zeit für einen neuen Major-Höhenflug wäre reif.
Stellt Swiatek auf 38?
Bevor Kyrgios auf Court No. 1 Tsitsipas fordert, steht dort die Weltnummer 1 der Frauen im Einsatz. Mit ihrem Einzug in die 3. Runde hat Iga Swiatek ihre beeindruckende Serie auf 37 Siege ausgebaut und damit eine Bestmarke bei den Frauen für dieses Jahrtausend aufgestellt. Eine derart lange Serie hatte vor der Polin zuletzt Martina Hingis 1997 hingelegt.
Bis zum absoluten Rekord ist es für Swiatek indes aber noch ein weiter Weg: 1984 blieb Martina Navratilova 74 Matches in Folge ungeschlagen. Bald schon knacken könnte Swiatek die Marke bei den Männern. In diesem Jahrtausend waren nur Novak Djokovic 2010/11 (43 Siege) und Roger Federer 2006/07 (41) besser. Dafür muss sie am Samstag aber erst einmal die Französin Alizé Cornet besiegen.