Wir blättern in der Tennis-Historie weit zurück: Anno 1962 spielten Karen Susman-Hantze (USA) und Vera Sukova (CZE) um die Trophäe in Wimbledon – mit dem in 2 Sätzen besseren Ende für die heute 79-jährige Amerikanerin. Für beide Spielerinnen gleichzeitig hatte der Einzug in den Final damals persönliches Neuland bedeutet. Nie zuvor hatte eine der beiden bei einem Grand-Slam-Turnier im Endspiel gestanden.
Exakt 60 Jahre später erleben wir am Samstag auf dem «heiligen Rasen» die Renaissance eines Debütantinnen-Balls. Ons Jabeur (im 21. Anlauf) wie auch Jelena Rybakina (im 12. Anlauf) bekommen erstmals in ihrer Karriere die Chance, in einem Final auf Major-Stufe um den Pokal zu spielen.
Das Duell zwischen der 27-jährigen Tunesierin und der um 4 Jahre jüngeren Herausforderin mit russischen Wurzeln, aber seit 2018 für Kasachstan antretend, bringt weitere Premieren mit sich:
- Es wird mit Garantie eine neue Grand-Slam-Siegerin gekürt. Es ist dann die Nummer 135 bei den Frauen.
- Entweder Tunesien oder Kasachstan kann seine allererste Major-Gewinnerin bejubeln – auch bei den Männern ist der Titel noch nie in eines dieser Länder gegangen. Somit wird bei den Frauen eine 28. Nation auf die Tennis-Landkarte kommen.
Wuchtige Aufschläge vs. gestärktes Selbstvertrauen
Zur Zahlen-Jonglage bezüglich der Ausgangslage: Im Head-to-Head führt Jabeur mit 2:1, wobei Rybakina beim letzten Duell im vergangenen Oktober auf Hartplatz in Chicago im 2. Durchgang verletzt das Handtuch hatte werfen müssen. Davor hatten sich die beiden Spielerinnen in Dubai und Wuhan – ebenfalls auf Hartplatz – je zwei enge 3-Satz-Fights geliefert.
SPARTE | ONS JABEUR | JELENA RYBAKINA |
Aktuelle Klassierung (höchste) | WTA 2 (2) | WTA 23 (12) |
WTA-Titel | 3 (Finals: 5) | 2 (Finals: 6) |
Matchbilanz 2022 | 36:9 | 25:12 |
Bestes bisheriges Major-Resultat |
2*Viertelfinal (2020 Melbourne; 2021 Wimbledon) |
Viertelfinal (2021 Paris) |
Anzahl Grand-Slam-Teilnahmen | Die 21. | Die 12. |
Grand-Slam-Matchbilanz | 32/20 | 23/11 |
Spielzeit Wimbledon 2022 |
8:22 Stunden 14 Sätze |
9:33 Stunden 13 Sätze |
Für Rybakina spricht die ausgewiesene Aufschlagstärke: Keine platzierte in dieser Saison öfters ein Ass im gegnerischen Feld wie die Olympia-Halbfinalistin von Tokio. Ihr Total nach 37 Partien im laufenden Jahr: 217 Asse. Alleine in Wimbledon konnte in den letzten knapp zwei Wochen 49 Mal ein Service nicht retourniert werden – im Viertelfinal brachte die Wunderwaffe der 1,84 m grossen Rybakina 15 direkte Punkte ein.
Jabeur versucht mit ihrem Formhoch dagegenzuhalten. Nach ihrem unerwarteten Erstrunden-Out bei den French Open lief die Araberin wieder so richtig heiss und steht nun schon bei 11 Siegen in Serie auf grünem Grund. Auch diese Bilanz darf sich sehen lassen: Jabeur konnte von ihren letzten 24 Matches auf der WTA-Tour deren 22 für sich entscheiden.
Es ist also angerichtet für ein Wimbledon-Final unter Vorzeichen, wie es sie schon ewig lange nicht mehr gegeben hat ...