Am Montag feierte Roger Federer gegen Alexandr Dolgopolow seinen insgesamt 85. Sieg in Wimbledon. Er ist damit alleiniger Rekordhalter.
Der allererste Triumph des Schweizers auf dem heiligen Rasen liegt mittlerweile 16 Jahre zurück. 2001 schlug er zum Auftakt Christophe Rochus. Wir haben den Belgier aufgespürt und mit ihm über besagten Match gesprochen.
Christophe Rochus, wussten Sie eigentlich, dass Roger Federer gegen Sie seinen allerersten Sieg in Wimbledon feierte?
Christophe Rochus: Das war mir lange nicht bewusst. Ich merkte es erst, als ich vor einigen Monaten auf Youtube ein Video darüber gesehen habe (schmunzelt).
Er war schlicht und einfach zu stark für mich.
Was ist Ihnen durch den Kopf gegangen, als Sie die Auslosung gesehen haben?
Roger war bereits die Nummer 15 der Welt, ich wusste also sofort, dass es eine schwierige Auslosung ist. Obwohl meine Siegchance gering war, habe ich mich sehr auf diese Partie gefreut. Seine Art Tennis zu spielen hat mir schon immer gefallen.
Wie gut haben Sie Federer damals gekannt?
Mein Bruder hat mit Roger bei den Junioren gespielt. Als er zu den Profis wechselte, haben wir zum Teil die gleichen Turniere bestritten. Ausserdem haben wir zusammen die «ATP University» in Monaco besucht, wir haben uns also schon etwas gekannt.
Welche Erinnerungen haben Sie an die Partie? Sie verloren klar in drei Sätzen.
Er war schlicht und einfach zu stark für mich. Auch wenn er damals noch nicht jeden Punkt sauber zu Ende spielte, sah man sofort, dass er ein aussergewöhnliches Talent ist.
Auch wenn Nadal und Djokovic irgendwann einmal gleich viele Grand-Slam-Titel haben sollten – einen wie Roger wird es nie mehr geben.
Im gleichen Turnier schlug Federer im Achtelfinal Pete Sampras, es war sein erster grosser Sieg. Waren Sie überrascht?
Ja und nein. Man wusste schon damals, dass er ein Genie ist. Es fehlte lediglich etwas die Erfahrung und die Konstanz. Ich war aber überzeugt, dass er jeden schlagen kann.
16 Jahre später hat Federer 18 Grand-Slam-Titel auf seinem Konto. Hätten Sie ihm eine derartige Karriere zugetraut?
Ich war überzeugt, dass dieser Junge einmal ein «Monster» wird. Dass er aber gleich so viel gewinnen und zum besten Spieler aller Zeiten werden würde, das kann man nicht voraussehen.
Stehen Sie noch in Kontakt mit ihm?
Nein. Ich habe mit der Tenniswelt nicht mehr viel zu tun und bin selten an Turnieren anzutreffen. Ich denke aber, dass er mich noch erkennen würde, sollten wir uns irgendwo begegnen (schmunzelt).
Wer wird Ihrer Meinung nach Wimbledon gewinnen?
Ich hoffe Roger! Ich schaue ihm mit Abstand am liebsten zu. Auch wenn Nadal und Djokovic irgendwann einmal gleich viele Grand-Slam-Titel haben sollten – einen wie Roger wird es nie mehr geben. Nadal ist so stark wie noch nie, ich traue ihm den Titel durchaus zu. Ich hoffe auf den Traumfinal Federer gegen Nadal.
Sendebezug: SRF zwei, sportlive, 4.7.17, 14 Uhr