Jannik Sinner startet am Montag ohne Ernstkampf in das erste Grand-Slam-Turnier des Jahres. Die Weltnummer 1 macht es damit wie im Vorjahr. Auch damals hatte der Italiener zuvor kein Turnier bestritten – und spielte in Melbourne dann gross auf. Nach einem dominanten Halbfinal-Sieg gegen Novak Djokovic schaffte er im Final gegen Daniil Medwedew nach 0:2-Satzrückstand die Wende und gewann im Alter von 22 Jahren seinen ersten Major-Titel.
Es sollte nur der Beginn einer äusserst erfolgreichen Saison werden. Es folgten Turniersiege in Rotterdam, Miami, Halle, Cincinnati, an den US Open, Shanghai und Turin. Zum Abschluss triumphierte Sinner an den ATP Finals, zudem führte er Italien zum Davis-Cup-Sieg.
Nur zu gerne würde der 23-Jährige beim ersten Grand-Slam-Turnier des Jahres erneut den perfekten Grundstein für ein weiteres Top-Jahr legen. «Ich glaube, es ist alles eine Frage der Balance. Viel arbeiten, viele Dinge richtig machen, aber auch viel geniessen in den richtigen Momenten», sagt Sinner. Er glaube, dass es heuer ein «sehr anderes Jahr» werde.
Kritik der Konkurrenz
Ganz ohne Sorgen kann Sinner in Melbourne nicht antreten. Das schwelende Dopingverfahren verfolgt ihn auch zum Auftakt des Jahres. «Ich würde lügen, wenn ich sage, dass ich es vergessen kann», sagte der Italiener am Freitag. «Ich trage das schon ziemlich lange mit mir herum. Aber ich habe nichts falsch gemacht, deshalb bin ich noch hier, deshalb spiele ich immer noch.»
Auf die Kritik einiger Konkurrenten wollte Sinner nicht näher eingehen. Unter anderem der Australier Nick Kyrgios hatte den Umgang mit Dopingsperren im Tennissport zuletzt heftig kritisiert. «Ich will nicht auf das reagieren, was Nick gesagt hat oder was andere Spieler sagen», betonte er: «Ich denke, das Wichtigste ist, dass ich meine Leute um mich habe. Die wissen im Gegensatz zu diesen Personen genau, was passiert ist.»
Zu einem direkten Duell zwischen Sinner und Kyrgios wird es in Melbourne kaum kommen, dafür müssten nämlich beide den Final erreichen. Zumindest im Fall des australischen Rückkehrers wäre dies eine Sensation. Die Auslosung hat es ohnehin gut gemeint mit dem Titelverteidiger.
Seine ärgsten Widersacher Carlos Alcaraz, Novak Djokovic und Alexander Zverev wurden allesamt in die andere Tableauhälfte gelost. Stattdessen würden ab den Achtelfinals Holger Rune, Alex De Minaur, Stefanos Tsitsipas, Taylor Fritz oder Daniil Medwedew warten. Zuerst muss Sinner aber seine Auftakthürde Nicolas Jarry (ATP 34) meistern. Die Partie gegen den Chilenen wird in der Nacht auf Montag stattfinden.