Jessica Pegula blickte auf die riesige Videowand der Arthur Ashe Arena – und erspähte sofort ihren stolzen Vater. Kaum überraschend blendete die Regie im Moment ihres grössten Erfolgs auch Papa Terry ein, der als Milliardär und Besitzer zweier grosser Sportteams in den USA eine echte Berühmtheit ist. Und der nun voller Stolz applaudierte.
«Es ist grossartig. Ich habe viele Freunde und meine Familie dabei. Natürlich auch meinen Ehemann», sagte Pegula schmunzelnd nach ihrem 1:6, 6:4, 6:2-Erfolg im Halbfinal der US Open gegen die Tschechin Karolina Muchova: «Dass ich in meinem Heimatland, hier bei meinem Heimturnier die Chance auf den Titel habe, ist wirklich perfekt.»
Amerikanischer Doppelerfolg winkt
Am Samstag kämpft die 30-Jährige mit Unterstützung des Publikums gegen Favoritin Aryna Sabalenka um den ganz grossen Coup. Sie ist die älteste Amerikanerin in der Ära des Profitennis seit 1968, die erstmals einen Grand-Slam-Final erreicht. Und sie will ihren Teil zu einem historischen Doppel-Erfolg beisteuern. Auch bei den Männern steht mit Taylor Fritz ein Local Hero im Endspiel.
Viele Jahre hat Pegula auf ihren grossen Moment hingearbeitet. Sie hat sportlich immer wieder auch Rückschläge verkraften müssen, schaffte erst 2019 den Sprung unter die Top 100 und scheiterte sechs Mal in Viertelfinals bei Majors. Ausgerechnet mit dem Sieg gegen die Weltranglistenerste Iga Swiatek brach sie den Bann. Auch, dass sie immer wieder über ihren Vater definiert wurde, belastete Pegula phasenweise: «Tennis ist mein Ding, es ist mein Job, es ist meine Karriere.»
Ich muss wie in der Vergangenheit aggressiv sein, sie in Bewegung bringen, clever aufschlagen und versuchen, Druck auf ihren Aufschlag auszuüben.
Terry Pegula ist Besitzer des NFL-Teams Buffalo Bills und stach dabei 2014 die konkurrierenden Bewerber Donald Trump und Jon Bon Jovi aus. Bereits drei Jahre zuvor hatte er das Eishockey-Team Buffalo Sabres aus der NHL übernommen. Jessica Pegula sagte einst, sie finde im American Football durchaus Inspiration. «Den Biss, die wettbewerbsorientierte Einstellung und die Mentalität» habe sie versucht, auf ihr Spiel zu übertragen.
Gegen Sabalenka wird sie viel Mut brauchen. Im Head-to-Head führt die Belarussin 5:2, entschied zuletzt den Final von Cincinnati für sich. Die zweimalige Australian-Open-Siegerin und Vorjahresfinalistin von New York sei «offensichtlich eine wirklich grossartige Hartplatzspielerin», sagte Pegula nach ihrem Sieg gegen Muchova: «Ich muss wie in der Vergangenheit aggressiv sein, sie in Bewegung bringen, clever aufschlagen und versuchen, Druck auf ihren Aufschlag auszuüben.»
Im vergangenen Jahr entzauberte Coco Gauff die Belarussin und liess die Fans in New York jubeln. Nun sieht Pegula ihren grossen Moment gekommen.