Sie dehnten die Grenzen der Fairness bis zur Unkenntlichkeit aus: Nick Kyrgios und Stefanos Tsitsipas lieferten sich am Samstag in Wimbledon ein Chaos-Duell, wie man es selten auf Tennisplätzen sieht.
Der unterlegene Weltranglisten-Fünfte Stefanos Tsitsipas kritisierte an der anschliessenden Pressekonferenz das Verhalten seines Gegners scharf. «Es ist konstantes Mobbing. Er mobbt seine Gegner», sagte der Grieche über seinen früheren australischen Doppelpartner. «Er war vermutlich in der Schule ein Tyrann. Ich mag keine Tyrannen. Ich mag keine Leute, die andere Leute niedermachen.»
Vielleicht sollte er versuchen, zuerst herauszufinden, wie er mich ein paar Mal schlagen kann.
Kyrgios wies die Anschuldigungen gegen sich weitgehend zurück und betonte hingegen ein Fehlverhalten von Tsitsipas. «Er war derjenige, der Bälle auf mich geschlagen hat», sagte der 27-Jährige. Tatsächlich zielte der Grieche, mit den Nerven sichtlich am Ende, mehrere Bälle direkt auf den Körper seines Kontrahenten. «Abseits von meinem Hin und Her mit dem Schiedsrichter habe ich Stefanos gegenüber nichts Respektloses gemacht», so Kyrgios.
Beim 6:7 (2:7), 6:4, 6:3, 7:6 (9:7) von Kyrgios gab es Verwarnungen auf beiden Seiten. Der Australier forderte eine Disqualifikation seines Gegners, als dieser einen Ball auf die Zuschauerränge schlug. «Das war wirklich schlecht von mir», sagte Tsitsipas selbstkritisch. «Ich habe mich bei den Leuten entschuldigt. Ich weiss nicht, was durch meinen Kopf gegangen ist.»
Kyrgios seinerseits legte sich mehrfach mit den Unparteiischen an, fragte Schiedsrichter Damien Dumusois: «Bist du dumm?», nutzte Schimpfwörter und bepöbelte auch sein eigenes Team auf der Tribüne. «Das muss aufhören. Es ist nicht okay. Jemand muss sich mit ihm hinsetzen und reden», sagte Tsitsipas, der auch von einer «Zirkusshow» sprach. Kyrgios habe gute Charakterzüge, aber auch «eine sehr böse Seite».
Kyrgios witterte in Tsitsipas einen schlechten Verlierer, da er ihn binnen gut zwei Wochen zweimal bezwang. «Er ist ein Weichling. Vielleicht sollte er versuchen, zuerst herauszufinden, wie er mich ein paar Mal schlagen kann.»