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Das Schweizer Tennis ist im Umbruch
Aus Sportpanorama vom 08.09.2024.
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Kommen bald bessere Zeiten? Schweizer Tennis-Baisse: Auch Italien fand aus dem Tief

Die fetten Jahre im Schweizer Tennis sind vorerst vorbei. Doch der aktuelle Zustand muss nicht von Dauer sein.

Die US Open verliefen aus Schweizer Sicht sehr enttäuschend. Keine Spielerin und kein Spieler von Swiss Tennis erreichte am letzten Grand-Slam-Turnier die 2. Runde. Auch wenn Belinda Bencic an ihrem Comeback feilt und nächstes Jahr auf die Tour zurückkehren dürfte, stellt sich die Frage: Wie findet man aus der aktuellen Baisse?

Antworten könnte Italien liefern. Nach Jahrzehnten der sportlichen Dürre feierten in den 2010er-Jahren zuerst die Frauen mit Spielerinnen wie Francesca Schiavone, Sara Errani, Flavia Pennetta oder Roberta Vinci eine Renaissance. Später zogen die Männer nach. Zuerst in der Person von Matteo Berrettini, dann mit dem frisch gebackenen US-Open-Champion Jannik Sinner.

Die Breite im italienischen Tennis ist überragend: Die Männer stellen nicht weniger als 7 (!) Spieler in den Top 50 (darunter mit Sinner die Weltnummer 1). In den Top 200 sind es 16 Akteure. Die Frauen kommen immerhin auf ein Quintett in den Top 100 (darunter mit Jasmine Paolini die Weltnummer 5).

Sinner sieht zwei Gründe für den Aufschwung

Ausnahmespieler Sinner sieht die Gründe für die italienische Tennis-Hausse auf zwei Ebenen: Ausbildung und Turniere. Während den US Open sagte er gegenüber SRF: «Die Strukturen in Italien passen. Auch die Infrastruktur wie zum Beispiel die Tennis-Zentren. Und all dies ist ziemlich high-level.»

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Was sind die Gründe für die Hausse im italienischen Tennis, Jannik Sinner?
Aus Sport-Clip vom 09.09.2024.
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Daneben gewichtet Sinner die Anzahl der Tennis-Turniere auf italienischem Boden stark. «Wir haben sehr, sehr viele Turniere. Wir haben Junioren-Turniere, wir haben viele ITF- und Challenger-Turniere. Daneben haben wir aber auch sehr gute ATP-Turniere, wie zum Beispiel jenes in Rom», zählt der 23-jährige Südtiroler auf.

Die jungen Spieler des Landes fänden deswegen zahlreiche Gelegenheiten vor, sich in Italien auf den verschiedensten Stufen zu messen. «Das alles gibt viel Erfahrung für die Zukunft», glaubt Sinner.

Auf ITF-Stufe lautet das Verhältnis 63:9

Während sich die Schweiz in Sachen Ausbildung im Vergleich mit Italien sicher nicht zu verstecken braucht, trennen die beiden Nationen punkto Turnier-Möglichkeiten auf den Stufen ATP/WTA-, Challenger- und ITF-Turniere Welten:

Turnierstufe Anz. Turniere SUI Anz. Turniere ITA
ATP 3 2
Challenger (Männer) 2 19
ITF (Männer) 4 33
Total 9 54
WTA 0 2
Challenger (WTA 125) 1 3
ITF (Frauen) 5 30
Total 6 35

Auf den unteren Stufen gibt es für junge Spieler in Italien rund 6 Mal mehr Möglichkeiten, Turniererfahrungen auf kompetitiver Stufe zu sammeln. Bedenkt man allerdings, dass Italien rund 6 Mal mehr Einwohner hat und rund 7 Mal grösser ist, ist der Unterschied gleich nicht mehr allzu gravierend.

Talente brauchen noch Zeit

Will heissen: Bezüglich der Ausbildung und den Turniermöglichkeiten steht die Schweiz im Vergleich mit Italien gar nicht schlecht da. Zudem verfügt Swiss Tennis über einige vielversprechende Junioren sowie mit Dominic Stricker, Leandro Riedi, Jérôme Kym oder Céline Naef über junge Profis, denen nur wenig zum richtigen Durchbruch fehlt.

Vielleicht braucht es in der Schweiz gar keine Grundsatzdiskussion. Sondern einfach etwas Zeit.

SRF zwei, sportpanorama, 8.9.24, 18:00 Uhr ; 

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