Elena Quirici konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten. Die 27-jährige Karateka aus dem Kanton Aargau war nach dem Verpassen einer Medaille bei den Olympischen Spielen in Tokio am Boden zerstört. «Es ist sehr traurig. Ich habe gekämpft bis zum Ende. Leider hat es wegen ganz wenig nicht gereicht.»
Tatsächlich sammelte Quirici in der Kumite-Kategorie bis 61 kg der Gruppe B mit zwei Siegen, einem Remis und einer Niederlage gleich viele Punkte wie Feryal Abdelaziz (EGY) und Li Gong (CHN), verlor jedoch die Direktbegegnung gegen die Ägypterin knapp und wies insgesamt weniger Wertungspunkte als die Chinesin auf.
Das ist sehr schade für den Sport.
Gegen Gong musste sich Quirici mit einem 1:1 begnügen. «Ich war die bessere Kämpferin, wollte den Sieg mehr. Sie ging immer zu Boden, was für mich ein Zeichen von Schwäche ist. Die Kampfrichter haben das leider nicht so gesehen», so Quirici, der noch etwas anderes sauer aufstiess: das Duell zwischen Abdelaziz und der schon ausgeschiedenen Lamya Matoub (ALG).
Jener Kampf verkam zur Farce. Kein ernstzunehmender Angriff wurde lanciert, stattdessen drehten sich die Konkurrentinnen hüpfend im Kreis. «Ich glaube, sie haben sich abgesprochen. Das ist sehr schade für den Sport.»
Bitsch: «Nicht olympia-reif»
Bei den Männern spielte sich am Freitag in der Kumite-Klasse bis 75 kg Ähnliches ab. Der Deutsche Noah Bitsch war empört darüber, was seine Kontrahenten Minuten zuvor dargeboten hatten. «Fairplay gehört eigentlich zu Olympia. Das war nicht olympia-reif, was sie gebracht haben», sagte er. Gemeint waren seine Gegner, die ihm mit ihrem letzten Kampf den Halbfinaleinzug verwehrten.
Der 2-fache Weltmeister Rafael Aghajew aus Aserbaidschan, der zuvor 3 Mal gewonnen hatte und bereits weiter war, verlor 1:3 gegen Vizeweltmeister Luigi Busa (ITA). Damit zog Busa noch an Bitsch vorbei unter die letzten 4 und zugleich zu einer Medaille.
«Wer die beiden kennt, weiss, dass dieser Kampf fingiert war. Er hat ihn gewinnen lassen, damit beide weiterkommen», sagte Bundestrainer Thomas Nitschmann: «Sie sind auch Freunde, sie haben schon viel zusammen unternommen.»
Übrigens: Bei den Frauen holte ausgerechnet Abdelaziz Gold, bei den Männern musste sich Aghajew aber Busa geschlagen geben.