Der Samstag könnte in Frankreich als sporthistorischer Jubeltag in die Geschichte eingehen. Innert etwas mehr als 10 Stunden winken bei den Männern in 3 bedeutenden Team-Ballsportarten 3 Olympiasiege.
Unsere Nachbars-Nation ist bei den Sommerspielen im kollektiven Hoch und entsendet in folgende Männer-Finals eine Vertretung:
- 04:30 Uhr, Basketball: Frankreich vs. USA
- 14:00 Uhr, Handball: Frankreich vs. Dänemark
- 14:15 Uhr, Volleyball: Frankreich vs. Russland (unter neutraler Flagge)
Dabei steht die französische Delegation vor diesem Schlussfurioso im Medaillenspiegel zwar in den Top 10, im Direktvergleich mit der Ausbeute 2016 in Rio aber alles andere als überragend da. Vor 5 Jahren resultierten am Zuckerhut 42 Medaillen (10 x Gold / 18 x Silber / 14 x Bronze).
Aktuell haben die Franzosen 27 Medaillen auf dem Konto – 7 x Gold / 11 x Silber / 9 x Bronze. Auf der Zielgeraden kommen in jedem Fall noch einige Exemplare dazu.
Wir nehmen die 3 Gold-Chancen der «Equipe Tricolore» unter die Lupe:
1. Basketball
Hier wartet auf Frankreich geradezu eine Herkulesaufgabe. Im Final warten mit den USA die olympischen Basketball-Überflieger schlechthin. Bei 18 Teilnahmen sind die NBA-Stars schon 15 Mal Olympiasieger geworden, die Franzosen noch nie. 2 Mal Silber (1948/2000), 2 Mal WM-Bronze (2014/2019) sowie 1 Europameister-Titel zieren ihr vergleichsweise bescheidenes Palmarès.
«Les Bleus» steigen aber mit 2 psychologischen Vorteilen ins Gold-Duell. Einerseits schockten sie die Amerikaner zum Turnierstart und fügten ihnen die 1. Niederlage bei Olympia seit 17 Jahren zu (83:76 in der Vorrunde). Andererseits schaltete das in Tokio noch ungeschlagene Team bei der vergangenen WM 2019 die USA im Viertelfinal aus.
2. Handball
Zwischen Frankreich und Dänemark kommt es zur Endspiel-Neuauflage von Rio de Janeiro 2016. Dabei sinnt das Team von Trainer Guillaume Gille, der seit 2020 als alleiniger Verantwortlicher an der Seitenlinie steht, auf Revanche. Vor mittlerweile 5 Jahren mussten sie den Olympiasieg den Skandinaviern überlassen. Davor hatten sie 2008 und 2012 Gold erobert. Somit steht der Rekord-Weltmeister Frankreich (6 Titel) bei Olympia schon zum 4. Mal in Folge im Final.
3. Volleyball
Für die verblüffendste Final-Qualifikation aus französischer Sicht sorgten zweifellos die Volleyballer, deren Durchmarsch bei den Sommerspielen sogar einer Sensation gleichkommt. Bislang steht für sie ein 8. Olympia-Rang als Bestresultat zu Buche.
Nur 2 Siege aus 5 Vorrundenspielen im Pool B suggeriert Minimalismus. Dem ist aber nicht so: Stattdessen bestritten die Franzosen bei ihrem 5. Auftritt in Tokio den längsten Match der Olympia-Geschichte. Sie rissen gegen Brasilien den 2. Satz mit 39:37 an sich, standen insgesamt 2:50 Stunden im Einsatz – und gingen als Verlierer vom Feld.
Diese Marathon-Partie hinderte die Franzosen nicht daran, im Viertelfinal überraschend den Gruppenersten Polen auszuschalten. Nun sind sie bereits den nächsten Schritt weiter und buhlen gegen die unter neutraler Flagge antretenden Russen um die Nachfolge Brasiliens. Die Spieler wurden nach dem Coup mit dem Joe-Dassin-Klassiker «Oh, Champs Elysées» berieselt – und sollten sie auch beim letzten Akt in der japanischen Metropole siegreich bleiben, werden sie zurück in der Heimat geschlossen mit grosser Wahrscheinlichkeit durch die weltberühmte Avenue schlendern.
4. Mögliche Zugabe
Doch damit noch nicht genug französischer Exploits. Denn im Handball kämpfen auch die Französinnen um WM-Gold (am Sonntag gegen die Russinnen). Im Basketball standen Frankreichs Frauen ebenfalls im Halbfinal, scheiterten dort aber an Gastgeber Japan. Im Kampf um Bronze wartet Serbien.