Im Fussball sind dunkelhäutige Leistungsträger längst Usus. Als YB 2018 Meister wurde, hiessen die Helden Hoarau und Nsame. Beim zuvor letzten Berner Titel 1986 waren mit Prytz und Lunde noch Skandinavier die Stars gewesen.
Noch ausgeprägter ist Afrikas Dominanz im Langstreckenlauf. Besonders erfolgreich sind dabei die Ostafrikaner. 93 der 100 besten Marathonläufer kommen aus Kenia, Äthiopien, Uganda, Eritrea oder Tansania. Auch bei den Frauen sind 79 der Top 100 aus Ostafrika.
Aber woher kommt die Dominanz – und was hat das mit dem Radsport zu tun? Heute geht man davon aus, dass der Erfolg Ostafrikas auf vier Faktoren zurückzuführen ist:
- Körperbau: schmale Muskulatur an den Waden ist kraftsparend
- Geografie: Höhenlage wirkt positiv auf Atmung & Training
- Lebensgewohnheiten: Gesunde Ernährung & langer Schulweg
- Soziales Umfeld: Sport macht sozialen Aufstieg möglich
Wissenschaftler sind sich einig: All diese Faktoren lassen sich auch auf den Radsport übertragen. Ist eine afrikanische Velo-Revolution also nur noch eine Frage der Zeit?
Der Prototyp
Der Eritreer Biniam Girmay gewann 2019 als erster Radsportler mit 2000er-Jahrgang ein Profirennen.
Es folgten im Jahrestakt markante Siege als jeweils erster Schwarzafrikaner der Geschichte, die Girmay zum Vorboten einer möglichen Welle von Topfahrern vom Schwarzen Kontinent machen:
- 2021: Podestplatz an einer Strassenradsport-WM
- 2022: Gewinner eines Klassikers
- 2023: Etappensieger bei einer grossen Rundfahrt (Giro d’Italia)
- 2024: Drei Etappensiege und Punktewertung der Tour de France
Kein Wunder, sagt Girmay: «Ich denke, die Zeit für Afrika ist jetzt gekommen.»
Schotter statt Asphalt
Um im Strassenrennsport Fuss zu fassen, ist es unverzichtbar, in Europa Rennen zu fahren. Für Afrikaner ist dies nicht nur wegen der Reisekosten schwierig. Häufig erhalten sie auch nur 90-tägige Touristenvisa, was Trainieren ohne längere Unterbrüche erschwert.
Genau hier setzt «Team Amani» an, ein Projekt von Afrikanern für Afrikaner. Um Fahrern den Weg in den Profisport zu ebnen, forciert «Amani» die Trendsportart Gravel. Dort werden Rennen auf Schotter statt Asphalt gefahren.
D wie Digital
Ausserdem gehört D-Racing zum Programm, also echte Rennen, die virtuell im Netz gefahren werden. Wenn ein Fahrer von einem Team aus Europa nach seinen Leistungen gefragt wird, kann er einfach auf sein D-Racing-Profil verweisen.
Vom baldigen Durchbruch des afrikanischen Radsports ist auch Facebook-Gründer Mark Zuckerberg überzeugt. Seine Firma «Meta» sponsert das «Team Amani».