Seit Microsoft im Mai die nächste Spielkonsole Xbox One vorgestellt hat, dominierte unter Gamern und in der Fachpresse ein Thema: Die Einschränkungen der Xbox One.
Dabei hätte jedes Spiel an den Xbox-Box-Live-Account gebunden sein sollen. Mit diesem Account hätte man sich einloggen müssen, um überhaupt spielen zu können. Und zwar unabhängig davon, ob das Spiel per Download oder auf einer physischen Disk gekauft wurde. Dazu wäre es schwieriger geworden, ein Spiel an Freunde auszuleihen oder weiterzuverkaufen.
Druck von Gamern und Sony
Während zunächst noch viele Details unklar blieben, versuchte Microsoft an der Electronic Entertainment Expo letzte Woche erfolglos, dieses neue System zu erklären und zu rechtfertigen. Konkurrent Sony nutzte die Steilvorlage und verkündete nicht ohne Schadenfreude, auf der Playstation 4 gebe es all diese Einschränkungen nicht. Deshalb sahen viele zumindest die erste Runde des Wettkampfes zwischen der nächsten Xbox und Playstation schon an Sony gehen.
Unter diesem Druck hat man sich bei Microsoft zu einer vollständigen Kehrtwende entschieden und in der Nacht auf heute mitgeteilt, Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen, dass man auf das «Feedback» (ein schöneres Wort als «Spott» oder «Protestgeheul») der Gamer höre und deshalb die Xbox One ohne diese Einschränkungen erscheinen werde.
Kein Online Zwang; Ausleihen und Verkaufen möglich
Im Detail heisst das, dass Spiele auf Disk ohne eine Online-Komponente auch tatsächlich offline gespielt werden können, ohne Login-Zwang.
Dazu werde es keinerlei Einschränkungen für gekaufte Spiele auf Disk geben: Tausch, Ausleihe, Verkaufen oder Verschenken werden nicht eingeschränkt, so wie es heute schon sei.
Auch wenn Microsoft damit mit Sony gleichzieht, bleibt noch offen, ob die Gamer damit besänftigt sind, oder ob das PR-Debakel schon zu viel Geschirr zerschlagen hat und einen bleibenden Image-Schaden hinterlässt.
Wie wir bereits an anderer Stelle ausgeführt haben, könnte die Content-Industrie in Zukunft mehr Druck ausüben, um Ausleihe und Second-Hand-Games zu unterbinden. Microsoft könnte sich dann gezwungen sehen, die Einschränkungen über ein Software-Update wieder einzuführen.
Auch gute Ideen gestrichen
Die Mitteilung von Microsoft hat zumindest zwischen den Zeilen auch den leichten Nachgeschmack einer Trotzreaktion. Denn nicht nur die Einschränkungen fallen weg, sondern auch die guten Ideen des neuen Systems. So wäre es beispielsweise möglich gewesen, auch Download-Spiele auszuleihen. Das wird in Zukunft relevant sein, denn der Game-Markt bewegt sich weg von physischen Disks hin zu Downloads.
Der Rückzieher ist also auch ein Rückfall in ein altes System mit Ablaufdatum. Es ist nicht vollständig nachvollziehbar, warum Microsoft nicht nur die kritisierten Einschränkungen, sondern gleich das ganze System in den Papierkorb zieht.