Die Magersucht (Anorexia nervosa) gilt als schwere, ernstzunehmende psychische Erkrankung. Je länger sie andauert, desto schwieriger ist sie zu behandeln. Betroffen sind hauptsächlich junge Frauen im Pubertätsalter. Immer häufiger tritt die Krankheit schon im Kindesalter auf. Jeder zehnte Betroffene ist ein Mann.
Wer einmal eine schwere Magersucht durchgemacht hat, muss damit rechnen, dass Essen im Laufe des Lebens immer wieder zum Problem werden kann. Gemäss Studien sterben rund zehn Prozent der Magersüchtigen an den Folgen ihrer Krankheit – entweder durch körperliche Folgekrankheiten oder durch Suizid. Richtig geheilt werden nur gerade 30 bis 50 Prozent.
Folgen einer chronischen Magersucht
Wer es über Jahre nicht schafft, die Magersucht in den Griff zu bekommen, muss mit verschiedenen leichten bis lebensgefährlichen körperlichen und psychischen Folgen rechnen. Zu den leichteren zählen Frieren, spröde Haare und Nägel, Schwindel und Schwäche – der gesamte Körper- und Hirnstoffwechsel hat nicht mehr genug Substrat und funktioniert auf absoluter «Sparflamme».
Sehr oft leidet auch der Knochenstoffwechsel und es kommt zu nicht mehr rückgängig machbarer Osteoporose. In sehr schweren und langdauernden Fällen kann es zu Herzrhythmusstörungen, Nieren- und Leberversagen kommen. In extremen Fällen kann die Magersucht gar zu einer Volumenverkleinerung des Gehirns führen.
Auf der psychischen Ebene sind Depressionen und Angst- und Panikattacken häufige Neben- oder Begleiterscheinungen. Diese verbessern sich in der Regel wieder, wenn es gelingt, das Gewicht zu normalisieren. Dasselbe gilt für Konzentrationsstörungen.
Therapie
Die erfolgreiche Behandlung einer Magersucht setzt die Eigenmotivation der Patienten voraus. Sie müssen neu lernen, richtig zu essen bzw. wieder ein normales Verhältnis zum Essen und zu Kalorien aufzubauen; ein bewährtes Hilfsmittel ist das Esstagebuch.
Bei stationären Behandlungen müssen die Patientinnen durch regelmässige Mahlzeiten ihr Gewicht normalisieren, also einen BMI von mindestens 18,5 (Frauen) erreichen. In psychotherapeutischen Sitzungen wird dann versucht, das Essverhalten im Kopf zu verändern und den Ursachen auf den Grund zu gehen.
Die Betroffenen haben eine verzerrte Wahrnehmung des eigenen Körpers, fühlen sich oft zu dick, auch wenn sie wie ein Skelett aussehen. Auch diese verzerrte Wahrnehmung gilt es in Psychotherapien zu durchbrechen.