Sperma einfrieren ist seit den 80er Jahren möglich. Auch bei der Frau wird laufend geforscht, wie sich Eizellen einfrieren lassen. Dies hilft vor allem Frauen mit Krebs, die vor einer Chemotherapie stehen. Sie erhalten damit die Chance, nach erfolgreicher Therapie doch noch schwanger zu werden. In den letzten zwei Jahren ist das Interesse bei Frauen gewachsen, ihre Fertilität für einen späteren Zeitpunkt aufzubewahren.
Die biologische Uhr tickt unerbittlich
Bei der Geburt bringt jedes Mädchen eine begrenzte Anzahl Eizellen in Ihren Eierstöcken mit. Am Anfang der Pubertät befinden sich ca. 300'000 Eizellen in den Eierstöcken. Jedes Jahr gehen ca. 13'000 Eizellen verloren. Mit zunehmendem Alter nimmt der Eizellen-Vorrat beständig ab; mit 37 Jahren hat eine Frau noch ungefähr 25'000 Eizellen zur Verfügung. Mit 43 Jahren ist der Eizellenbestand nahezu aufgebraucht – die Chance auf eine Schwangerschaft ist relativ gering.
Nicht befruchtete Eizellen einfrieren
Damit mehrere Eizellen heranreifen, braucht es vorgängig eine gut zweiwöchige hormonelle Stimulation. Mit Hilfe von Ultraschall werden dann 6 bis 8 Eizellen punktuell entnommen (Follikelpunktion). Die unbefruchteten Eizellen können mit Hilfe der «Kryokonservierung» bei -196 °C längerfristig aufbewahrt werden. In der Schweiz ist die gefrorene Aufbewahrung auf 5 Jahre beschränkt. In Deutschland gibt es keine Beschränkung, und in Spanien dürfen Eizellen eingefroren bleiben, bis die Spenderin 50 ist.
Unbefruchtete Eizellen überleben das Einfrieren und Auftauen dank moderner Einfriermethoden fast so gut wie befruchtete Eizellen (ca. 80 Prozent). Eingefrorene Eizellen, die das Auftauen überleben, verhalten sich ähnlich wie frische Eizellen. Werden sie mit Spermienzellen befruchtet, weisen die Embryonen die gleichen Entwicklungs- und Einnistungschancen auf, eine Schwangerschaft und ein gesundes Kind garantieren kann man aber nicht..
Ovargewebe einfrieren
Das Einfrieren von Ovargewebe kann eine gute Option sein, wenn bis zur Chemotherapie nicht mehr viel Zeit bleibt oder krankheitsbedingt keine hormonelle Stimulation durchgeführt werden kann.
Bei dieser Methode werden in einer minimalinvasiven Bauchspiegelung in Narkose ein Eierstock oder Teile davon entnommen. Anschliessend wird das Gewebe, das Eizellen und hormonproduzierende Zellen enthält, in kleine Streifen geschnitten, tiefgefroren und gelagert. Es kann später aufgetaut und wieder eingesetzt werden. Gelingt die Transplantation, wird das Gewebe Hormone produzieren und damit Eizellen heranreifen lassen. 2004 wurde bereits ein Kind geboren, dessen Mutter Ovargewebe transplantiert worden war – nach sieben Jahren Lagerung im Tiefkühler.
Das Einpflanzen von Ovargewebe ist insgesamt weniger erfolgsversprechend als das Eizellen-Verfahren. Auch ist ein wesentlich grösserer Eingriff nötig.
Einfrieren von befruchteten Eizellen
Entstehen bei einer künstlichen Befruchtung mehr als drei befruchtete Eizellen und hat bei den restlichen befruchteten Eizellen noch keine Verschmelzung der mütterlichen und väterlichen Erbanlagen stattgefunden (Vorkernstadium), besteht die Möglichkeit, diese Zellen einzufrieren, sofern sie ansonsten dafür geeignet erscheinen. Solange die Erbinformationen von Vater und Mutter noch nicht verschmolzen sind, gilt die Eizelle mit dem Spermium noch nicht als Embryo, also noch nicht als «werdendes Leben» – Kryokonservierung ist in diesem Stadium möglich.
Die Eizellen können in späteren Zyklen aufgetaut und – wie üblich nach der Verschmelzung, also im Embryonalstadium – in die Gebärmutter übertragen werden. Zur Vorbereitung der Übertragung wird in der Regel eine niedrig dosierte hormonelle Behandlung zur Verbesserung der Gebärmutterschleimhaut durchgeführt.
Die Kryokonservierung gilt als bewährt und sicher, führt jedoch zu niedrigeren Schwangerschaftsraten als bei nicht tiefgefrorenen Eizellen, da sich möglicherweise nicht alle aufgetauten Eizellen weiterentwickeln. Beschädigt werden die Eizellen durch die Kryokonservierung jedoch nicht.
Sperma einfrieren
Die Samenprobe wird zunächst mittels Spermiogramm analysiert. Um die Spermien lebensfähig zu erhalten, werden sie in flüssigem Stickstoff bei -196 °C eingefroren und gelagert. Es sind Schwangerschaften bekannt, die mit nach zwanzig Jahren Tiefkühllagerung aufgetauten Spermien erzielt wurden.