Für den Grossteil der Bevölkerung wird von einer Antikörper-Bestimmung abgeraten. Doch bei gewissen Personengruppen mit einer schweren Immunstörung wird eine Antikörper-Bestimmung im Blut empfohlen. Je nach Resultat wird danach eine dritte Impfung durchgeführt. Wer genau dazu gehört, hat das BAG genau definiert.
Die entsprechende Information haben wir für Sie nachfolgend aus der Impfempfehlung des BAG herauskopiert. Das komplette Dokument steht am Ende dieser Seite als PDF zum Download bereit. Den Text samt Links und Fussnoten finden Sie dort auf den Seiten 12 bis 14.
Empfehlungen des BAG
3.3.1 Indikationsstellung zur Verabreichung einer 3. Dosis eines mRNA Impfstoffes gegen Covid-19 bei Personen mit schwerer Immundefizienz
Unter Behandlungen mit Biologika, welche Zytokine blockieren (z. B. anti-Tumornekrosefaktor-α, anti-Interleukin-6) oder leichter Immunsuppression bilden geimpfte Personen in der Regel schützende Antikörper nach vollständiger Impfung.
Hingegen kann diese Antikörperbildung eingeschränkt oder komplett fehlend sein bei Personen, welche wegen einer Transplantation, Autoimmunerkrankungen oder Krebserkrankungen (z. B. Leukämien) mit einer stark abwehrschwächenden Therapie behandelt werden. Studien in diesen Personengruppen zeigen, dass insbesondere die Behandlungen, welche B-Zellen unterdrücken (z. B. Rituximab, Ocrelizumab, Cyclophosphamid, Chemotherapien, Bruton-Tyrosinkinase Hemmer, hoch dosierte Kortikosteroidtherapien oder andere stark immunsupprimierende Therapien (z. B. Mycophenolat, Januskinase-Hemmer, Kombinationsbehandlungen) mit einer schlechten oder fehlenden Antikörperbildung nach zwei Dosen einer Covid-19 mRNA-Impfung einhergehen können. Insbesondere bildet ein relevanter Anteil von geimpften transplantierten Personen keine Antikörper.
Bisher ist wenig über den Schutz der Impfung bei fehlenden Impfantikörpern bekannt. Ein serologisches Schutzkorrelat ist nicht bekannt. Die Impfung könnte gegebenenfalls aufgrund der T-Zell-Antwort vor schweren Verläufen schützen. So zeigen Personen mit B-Zell depletierenden Therapien T-Zell-Antworten nach der Impfung. Neue Daten weisen jedoch darauf hin, dass die Impfung mit zwei Dosen eines mRNA-Impfstoffs bei schwer immundefizienten Personen verminderte T-Zell-Antworten auslöst. Eine dritte Dosis eines Covid19 mRNA-Impfstoffs kann die Impfantwort bei transplantierten Personen verbessern. Die bessere Immunantwort nach einer dritten Impfdosis bei stark immundefizienten Personen mit geringer Antikörperbildung steht im Einklang mit der Erfahrung mit Impfstoffen gegen andere Krankheitserreger.
Um bei immundefizienten Personen die Indikation für eine allfällige 3. Impfdosis zu stellen, soll die SARS-CoV-2 anti-Spike Immunglobulin G (IgG) Konzentration vier Wochen nach der 2. mRNA-Impfdosis bestimmt werden. Liegen diese Antikörpertiter vier Wochen nach der 2. Impfung im – für den jeweiligen angewendeten Testassay definierten – klar positiven Bereich, wird auf eine 3. Impfung verzichtet. Wenn solche Antikörper nicht im klar positiven Bereich nachweisbar sind bzw. fehlen, weisen die aktuellen wissenschaftlichen Daten darauf hin, dass die Impfantwort durch eine dritte Impfung verbessert werden kann.
Der ideale Zeitpunkt der Gabe der 3. Dosis sollte mit den betreuenden Spezialisten besprochen werden. Generell sollte die Immunsuppression zum Zeitpunkt der Impfung so gering wie möglich sein, wenn es die Behandlung der Erkrankung erlaubt. Bei Therapien, welche die B Zellen depletieren, sollte darauf geachtet werden, dass die Impfung nicht zu einem Zeitpunkt verabreicht wird, in dem die B Zellen voll supprimiert sind.
Die Indikation einer Antikörpertiter-Bestimmung zur Festlegung der Indikation für eine 3. Impfdosis oder der Messung der Impfantwort besteht nur bei dieser speziellen Gruppe schwer abwehrgeschwächter Patienten. Bei der gesunden Bevölkerung wird generell eine Antikörper-Bestimmung vor oder nach der Impfung ausdrücklich nicht empfohlen. Die Kosten für Analysen auf SARS-CoV-2-Antikörper werden ausschliesslich bei Personen mit schwerer Immundefizienz gemäss folgender Empfehlung rückwirkend ab dem 21.07.21 übernommen.
Vorläufig werden insgesamt nicht mehr als drei Impfdosen empfohlen, da keine Daten zur Wirksamkeit und Sicherheit weiterer Impfungen vorliegen. Diese Empfehlung gilt aufgrund der verfügbaren Daten nur für mRNA-Impfstoffe.
Impfempfehlung für Personen mit schwerer Immundefizienz
Für Personen, welche zum Zeitpunkt der Covid19 Impfung unter einer der folgenden schwer immunsupprimierenden Behandlungen standen:
- B Zell Depletion (z. B. Rituximab, Ocrelizumab, Cyclophosphamid),
- Hochdosis-Chemotherapie,
- Kortikosteroidtherapie >20mg Prednison/Tag, >2 Wochen,
- Weitere Therapien, die zu einer schweren Immunsuppression führen (z.B. Mycophenolat, Ciclosporin, Januskinase-Inhibitoren u.ä.)
- Kombinationstherapie verschiedener immunsupprimierender Medikamente.
Sowie für
- Empfänger für Solid Organtransplantation
- Personen mit einem angeborenen Immundefekt mit eingeschränkter B- und T-Zellfunktion (z. B. common variable immunodeficiency; CVID, isolierte CD4-Lymphozytopenie u.ä.)
wird vier Wochen nach der 2. mRNA Impfdosis eine Bestimmung der anti-SARS-CoV-2 Spike IgG (Impfantikörper) empfohlen. Je nach Resultat wird das weitere Vorgehen wie folgt festgelegt:
a) Sind
klar
positive SARSCoV2 Impfantikörper vorhanden, ist keine 3. Impfdosis nötig. Grenzwertig positive Impfantikörpertiter sind als negativ zu betrachten, Vorgehen siehe b).
b) Trifft a) nicht zu, wird die Gabe einer 3. Impfdosis desselben Impfstoffs in der Regel 2 Monate (minimal 4 Wochen) nach der 2. Impfung empfohlen, gefolgt von einer erneuten Impfantikörperbestimmung 4 Wochen nach der 3. Dosis. Bei Personen unter B-Zell-Depletion (Rituximab, Ocrelizumab etc.) sollte die 3. mRNA-Impfdosis idealerweise erst 4–5 Monate nach der letzten Dosis des B-Zelldepletierenden Medikamentes und mindestens 4 Wochen vor der nächsten Gabe erfolgen, um eine möglichst gute B-Zell-Antwort zu ermöglichen.
Insbesondere Personen, welche nach drei Dosen keine Impfantikörper gebildet haben, müssen informiert werden, sich trotz den Impfungen noch konsequenter als andere immungeschwächte geimpfte Personen an die weiteren Schutzmassnahmen (Abstand, Masken und Händehygiene) zu halten, auch wenn diese Schutzmassnahmen für die allgemeine Bevölkerung künftig gelockert werden.
Für diese Patienten soll bei einer allfälligen Infektion mit SARS-CoV-2 eine Therapie mit monoklonalen Antikörpern in Betracht gezogen werden (siehe Policy brief on the reduction of Covid19-associated mortality by drug therapies). Die Impfung aller engen Kontaktpersonen ist besonders wichtig.