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Das Hirn zwingt uns zum Mithören

So sehr man sich über ein Telefonat in direkter Nähe auch ärgern mag – weghören ist fast unmöglich. Eine US-Studie belegt den Effekt und liefert einen Erklärungsversuch.

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149 Studenten nahmen an einer Studie der Universität von San Diego  teil, bei der es vorgeblich um den Zusammenhang zwischen Anagrammen und Leseverständlichkeit ging. Während sie dafür am Computer arbeiteten, wurde bei der einen Hälfte der Probanden scheinbar zufällig in ihrer unmittelbaren Nähe ein Telefongespräch geführt. Die andere Hälfte wurde Zeuge eines Dialoges zwischen zwei Anwesenden, die ebenfalls scheinbar nicht am Versuch beteiligt waren.

Das Ergebnis der anschliessenden Befragung: Obwohl Telefonat und Gespräch den gleichen Wortlaut hatten und mit derselben Lautstärke vorgetragen wurden, lauschten die Probanden dem Handytelefonat wesentlich aufmerksamer.

Halbe Gespräche lassen uns keine Ruhe

Warum Menschen Telefonaten so viel Aufmerksamkeit schenken, ist noch nicht genau geklärt. Die Wissenschaftler vermuten allerdings eine praktische menschliche Eigenschaft dahinter: Teilnehmer eines Gespräches versuchen stets, dessen Richtung und weiteren Verlauf zu bestimmen. Bekommen sie nur eine Seite zu hören, fehlen dem Gehirn wichtige Informationen. Um diesen Mangel auszugleichen, hören sie intensiver zu und sind aufmerksamer.

Gerade in Arbeitsumgebungen – so eine Erkenntnis der Studienautoren – stellen Telefongespräche deshalb eine erheblich grössere Ablenkung dar als Konversationen zwischen Anwesenden.

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