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Dauerbrenner Reflux – Einmal Pille, immer Pille?
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Dauerbrenner Reflux Einmal Säureblocker, immer Säureblocker?

Protonenpumpenhemmer werden gerne und oft eingenommen. Auch dann noch, wenn es sie längst nicht mehr braucht.

  • Über eine Million Menschen in der Schweiz nehmen regelmässig oder gelegentlich Säureblocker ein.
  • Eine laufende Studie des Instituts für Hausarztmedizin der Universität Zürich zeigt, dass jede(r) Vierte diese Mittel wieder absetzen oder wenigstens reduzieren könnte.
  • Weil beim Ausstieg meist zu radikal vorgegangen wird, gelingt er häufig nicht.

Daniel Birchler leidet seit 15 Jahren an seinem sauren Magen. Und genau so lange sind Säureblocker-Tabletten seine treuen Begleiter: «Das ist zu einem richtigen Morgenritual geworden. Nach dem Aufstehen das Gesicht waschen und dazu ein Tablettchen nehmen.»

Bei Reflux-Patienten wie ihm funktioniert der Schliessmuskel am Mageneingang nicht richtig. Der aggressive säurehaltige Magensaft kann deshalb zurück in die Speiseröhre fliessen. Dieses saure Aufstossen kann sogar Kehlkopf und Luftwege verätzen.

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Für Daniel Birchler gehört die Einnahme von Säureblockern zum alltäglichen Morgenritual. Andernfalls würde immer wieder aggressiver säurehaltiger Magensaft zurück in seine Speiseröhre fliessen.
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Um den Magensaft zu entschärfen, wurden Säureblocker – sogenannte Protonenpumpeninhibitoren (PPI) – entwickelt. Eine medizinische Erfolgsgeschichte mit Schönheitsfehler: PPI werden nicht nur oft und gerne verschrieben, sondern allzu oft auch nicht mehr abgesetzt.

Experten gehen hierzulande von mehreren hunderttausend Patienten aus, die problemlos auf PPI verzichten können.

So wirken Protonenpumpenhemmer

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Protonenpumpenhemmer oder Protonenpumpeninhibtoren (PPI) nehmen direkten Einfluss auf die Magensäure-Produktion. Konkret hemmen sie ein Enyzm in den Belegzellen der Magenwand, das für die Salzsäurebildung zuständig ist.

Die PPI-Wirkstoffe schalten rund 30 Minuten nach Einnahme die sogenannte Wasserstoff-Kalium-Pumpe (H+/K+-ATPase) in den Belegzellen aus. Die dadurch reduzierte Säurezufuhr lässt den pH-Wert des Magensafts ansteigen, was ihn weniger aggressiv macht.

Die Wirkung hält so lange an, bis sich in der Magenschleimwand wieder neue Protonenpumpen gebildet haben. Das dauert je nach Dosierung 24 bis 48 Stunden. Die PPI-Wirkstoffe selber werden vom Stoffwechsel vollständig abgebaut.

Dass die Säureblocker trotzdem weiter genommen werden, hat für Hausarzt Stefan Neuner-Jehle zwei Gründe: «Zum einen wirken die Medikamente einfach gut.» Verglichen mit früheren Mitteln sei ihre Entwicklung ein Quantensprung gewesen.

«Und dann liegt es wohl auch an mangelnder Aufmerksamkeit, wenn nach der Behandlung einer akuten Situation nicht mehr daran gedacht wird, die PPI abzusetzen.»

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«Verglichen mit früheren Medikamenten sind die PPI viel effizienter. Deshalb werden sie gerne weiter genommen, weil man dann beschwerdefrei ist.»
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Peter Bauerfeind, Magendarm-Spezialist am Triemlispital Zürich, plädiert aus einfachen Gründen für das zumindest versuchsweise Absetzen von Säureblockern:

  • Die regelmässige Einnahme kostet viel Geld, das man sich sparen könnte.
  • Medikament, die nicht benötigt werden, sollen prinzipiell nicht weiter eingenommen werden.

Wenn man nicht aufgrund von Magenblutungen, Schmerzmitteleinnahme oder ähnlichem auf Säureblocker angewiesen sei, lohne sich ein Absetzversuch jederzeit: «Die Patienten, die wirklich PPI brauchen, merken es sehr schnell. Und jene, die dann keinen Unterschied merken, können problemlos weiter darauf verzichten.»

Dabei ist zu beachten: Wer die Einnahme der Tabletten einfach kurzerhand einstellt, provoziert damit vorübergehend eine überschiessende Säureproduktion, einen «Rebound». Die Beschwerden sind zurück, der Griff zur lindernden Pille naheliegend.

Schrittweise aussteigen

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Beim «Step Down» wird entweder die Dosierung oder die Dosis der PPI langsam angepasst. Mögliche Vorgehensweisen:

  • Statt zweier Tabletten nur eine einnehmen
  • Nur noch jeden zweiten, dritten Tag PPI einnehmen,
  • Die Dosis von 40 auf 20 auf 10 Milligramm reduzieren.

Stefan Neuner-Jehle kennt die Probleme ungeduldiger Patienten: «Es wird häufig zu radikal vorgegangen.» Um herauszufinden, wie es tatsächlich um den Reflux steht, soll die Säureblocker-Einnahme deshalb schrittweise heruntergefahren werden.

«Bei der ‹Step-Down-Therapie› wird die PPI-Dosis langsam reduziert, was eine Anpassung der tatsächlich benötigten Dosis oder einen kompletten Ausstieg ohne Rebound ermöglicht.»

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Studiogespräch mit Magendarm-Spezialist Peter Bauerfeind: Hunderttausende Menschen nehmen Medikamente, die sie eigentlich nicht brauchen. Machen die Hausärzte und Spitäler ihren Job nicht richtig?
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