Menschen, die nur noch mit einer Sauerstoffflasche aus dem Haus können: Im späten Stadium wird die schwere Lungenerkrankung COPD («chronic obstructive pulmonary disease») für alle sichtbar. Doch das weit verbreitete Leiden beginnt viel früher.
Laut Schätzungen sind rund zehn Prozent der über 40-Jährigen davon betroffen – fast alle (Ex-)Raucher, aber nicht nur. Nebst genetischer Veranlagung sind auch Luftverschmutzung und Feinstaubbelastung am Arbeitsplatz Risikofaktoren für das Leiden, das unter den häufigsten Todesursachen an vierter Stelle rangiert.
Lunge ist überbläht
Bei der COPD kommt es in der Lunge zu diffusen Entzündungsreaktionen – einerseits in den Luftwegen (in den grösseren Bronchien und den kleineren Bronchiolen), andererseits in den Luftbläschen (Alveolen), in denen der Sauerstoff ins Blut übergeht.
Als Entzündungsfolge schwellen die Luftwege an und produzieren Schleim. Dadurch werden sie enger, und für die Luftbläschen wird es schwieriger, die eingeatmete Luft durch die engen Atemwege wieder nach draussen zu befördern. Über die Zeit sammelt sich mehr und mehr Luft in den Luftbläschen an, was sie aufbläht und schliesslich zugrunde gehen lässt. Ganze Teile der Lunge enthalten aufgrund dieser Überblähung kein funktionsfähiges Lungengewebe mehr.
Nach und nach kann so immer weniger Sauerstoff ins Blut übergehen, und eine Atemnot entsteht. Zudem rauben die überblähten Lungenteile den noch gesunden den Platz, um ihre Arbeit zu tun, was den Sauerstoffmangel zusätzlich verstärkt.
Medikamente und Physiotherapie helfen nur beschränkt
Nebst einem zwingenden Rauchstopp besteht die Therapie der COPD zunächst in Medikamenten und Physiotherapie. Die Medikamente sollen die Atemwege wieder erweitern; mit Physiotherapie wird die Atemmuskulatur gestärkt. Der Effekt ist jedoch meist überschaubar.
Sind nur gewisse Teile der Lunge überbläht (meist die Lungen-Oberlappen), kommt als letzte Therapieoption eine Operation in Frage. Bei dieser werden der Brustkorb eröffnet, die überblähten Oberlappen chirurgisch entfernt und den gesunden Teilen wird wieder Platz zum Atmen geschaffen. Doch die Operation in Vollnarkose birgt Risiken und zieht einen längeren Spitalaufenthalt samt Rehabilitation nach sich.
Seit einigen Jahren stehen auch Lungenventile als Therapiealternative zur Verfügung. Ein durch die Nase in die Atemwege geschobenes Bronchoskop platziert ein Einwegventil in die Bronchien der überblähten und zerstörten Lungenteile. Das Ventil lässt nur noch Luft aus den Lungenbläschen heraus, aber keine mehr hinein. So entleeren sie sich allmählich und die gesunde Restlunge hat wieder Platz.
Nicht für alle geeignet
Der Ventil-Eingriff eignet sich aber längst nicht für alle COPD-Patienten, sondern nur für solche, deren Erkrankung bereits weit fortgeschritten ist. Ausserdem dürfen nur bestimmte Teile der Lunge stark überbläht sein. Ist die ganze Lunge gleichmässig betroffen, macht der Eingriff keinen Sinn.
Ausserdem dürfen die überblähten keine Verbindung zu den gesunden Anteilen haben. Wäre das der Fall, würde das Ventil nichts nützen, da die kranken Anteile über die gesunden Atemwege nach wie vor mit Luft vollgepumpt würden. Solch eine sogenannte Kollateralbelüftung muss vor dem Eingriff mit einem speziellen Messverfahren ausgeschlossen werden.
Für geeignete Patienten sind die Erfahrungen mit dem Lungenventil jedoch bislang sehr gut. Die Atemfunktion verbessert sich meist merklich. Beschwerdefrei sind sie dadurch aber weiterhin nicht, denn die Grunderkrankung COPD bleibt bestehen.