In den letzten Wochen waren die australischen Städte Melbourne und Sidney in dicken Rauch gehüllt. Der Wind hat den Rauch der Buschfeuer in die Städte getragen. Die Luftqualität galt tagelang als «unhealthy», also ungesund. Für ein paar Stunden lag Melbourne sogar auf Platz drei der schlechtesten Luft weltweit. Die australischen Behörden rieten den Menschen zuhause zu bleiben.
Die Zusammenhänge zwischen Luftverschmutzung und gesundheitlichen Auswirkungen untersucht Bin Jalaludin, Professor an der Universität New South Wales. Die aktuellen Zahlen lassen ihn aufhorchen. «Die Notfallabteilungen hatten es mit auffällig viel Asthmabeschwerden zu tun», sagt Bin Jalaludin. «Es wurden etwa 30 bis 50 Prozent mehr Menschen als normalerweise im Spital behandelt.»
Schuld sind die schädlichen Partikel in der Luft: Je kleiner die Partikel, desto tiefer gelangen sie in die Lunge. «Die kleinsten Partikel können sogar ins Blut und damit auch ins Gehirn gelangen», sagt Bin Jalaludin. «Dort verursachen sie eine Entzündung. Und das, so denken wir heute, ist die Ursache für die vielen gesundheitlichen Folgen.»
Für Martin Röösli, Umweltepidemiologe am Schweizerischen Tropen- und Public Health Institut, steht ausser Frage, dass als Folge der Luftverschmutzung Menschen auch sterben werden: «Wenn wir danach die Statistik anschauen werden, wird die zeigen, dass deutlich mehr Leute wegen der Luftschadstoffe von den Feuern gestorben sind. Ich schätze, dass es während dieser Tage eine 5 bis 20 Prozent höhere Sterblichkeitsrate gibt.» Und das, obwohl Australien nur kurzfristig betroffen ist.
Weltweite Haupttodesursache
Welche Auswirkungen das langfristig haben kann, weiss man von Studien aus Weltregionen, die dauerbelastet sind – und zwar von Smog. Die Städte mit der schlechtesten Luft liegen vor allem in Indien, etwa in Dehli oder Agra. Gefolgt werden diese von einer langen Liste mit chinesischen Städten.
«Luftschadstoff-bedingte Sterblichkeit ist eine der Haupttodesursachen auf der ganzen Welt», sagt Martin Röösli. «Dazu gehören nicht nur Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Man weiss auch, dass diese Partikel Krebs oder Diabetes erzeugen. Es gibt auch immer mehr Studien, die zeigen, dass Feinstaub einen Einfluss auf kognitive Fähigkeiten hat, zum Beispiel Demenz.»
Genau wegen solcher gesundheitlichen Gefahren hat Barbara Lüthi Peking verlassen. Sie war jahrelang Korrespondentin in China. «Wenn man raus ist, haben relativ schnell die Augen gebrannt, man hat Kopfweh bekommen und im Mund hatte man einen richtigen Kohle-Geschmack», sagt Barbara Lüthi. Weil sie ihren Kindern keine bleibenden Schäden zumuten wollte, ist sie schliesslich nach Hongkong gezogen.
Auch hierzulande ein Gesundheitsrisiko
Auch in Europa gibt es immer wieder mal Smogalarm, zurzeit in Norditalien. Und auch in der Schweiz war die Luft schon tagelang so schlecht, dass Tempolimits ausgesprochen wurden.
Bei uns trägt laut Meteorologe Christoph Siegrist vor allem die Wetterlage zur schlechten Luft bei. Vor allem bei einer sogenannten Inversionslage, also wenn ein Hochdruckgebiet nördlich oder gerade über der Schweiz liegt, das tagelang an Ort und Stelle bleibt. «Im Winter passiert es, dass unten kalte Luft ist, oben warme Luft. Und diese kann sich nicht austauschen», sagt Christoph Siegrist. «Die Luft bewegt sich nicht und wird schlecht.» Egal, ob ungünstige Wetterlagen, verheerende Waldbrände oder unkontrollierte Schadstoffemissionen: Schlechte Luft macht Menschen krank.