Seit gut fünf Jahren auf dem europäischen Markt erhältlich, konsumieren Raucher zunehmend elektrische Zigaretten – kurz E-Zigaretten – anstelle der herkömmlichen Tabakzigaretten. Europaweit wird von rund sieben Millionen E-Zigaretten-Benutzern ausgegangen. Sie verteilen sich vor allem auf Italien, Frankreich, Deutschland und England; für die Schweiz sind keine verlässlichen Zahlen erhältlich.
Schweiz restriktiver als EU
Fest steht, dass die elektrische Zigarette in der Schweiz deutlich weniger verbreitet ist als in den Nachbarländern. Der Grund ist hauptsächlich rechtlicher Natur: In vielen Ländern Europas befindet sich die elektrische Zigarette in einer rechtlichen Grauzone und ihr Verkauf unterliegt deswegen bisher kaum Regulierungen. Anders in der Schweiz, wo sie klar als «Gebrauchsgegenstand mit Schleimhautkontakt» klassifiziert ist. Darum darf die in ihr verdampfte Flüssigkeit (Liquid) kein Nikotin enthalten – in der Schweiz sind also nur elektrische Zigaretten mit nikotinfreiem Liquid erhältlich.
Jedoch ist genau das Nikotin das, worum es beim Rauchen geht, und der Umstieg auf nikotinfreie E-Zigaretten ergo wenig erfolgversprechend. Dennoch: Das Bestellen von nikotinhaltigen Liquids aus dem Ausland ist erlaubt (150 ml alle 60 Tage).
Auch die EU möchte dem Wildwuchs der elektrischen Zigaretten ein Ende setzen. Mitte September wird über einen Vorschlag der Gesundheits- und Umweltkommission abgestimmt, die E-Zigarette dem Heilmittelgesetz zu unterstellen. Elektrische Zigaretten und Liquids wären dann, wenn überhaupt, nur noch in Apotheken erhältlich.
Besser als Tabakrauch, schlechter als reine Luft
Der Hauptunterschied von der elektrischen zur herkömmlichen Zigarette ist Dampf statt Rauch. Die echte Zigarette verbrennt Tabak, wodurch ein Grossteil der schädlichen Stoffe entsteht. Die E-Zigarette hingegen erhitzt eine Flüssigkeit, bis sie verdampft. Dutzende Hersteller bieten Liquids in dutzenden Geschmacksrichtungen an, entsprechend variabel ist auch die genaue Zusammensetzung ihrer Inhaltsstoffe. Jedoch bestehen sie immer aus folgenden Komponenten:
- Propylenglykol (wird auch in Vernebelungsmaschinen verwendet) und ein variabler Anteil an Glycerin. Beide Stoffe sind für den oralen Konsum als problemlos eingestuft, über die Inhalation ist noch zu wenig bekannt. Die Stoffe können kurzfristig zu Reizungen der Atemwege führen; über Langzeitschäden lassen sich noch keine Aussagen machen, da E-Zigaretten erst seit rund fünf Jahren auf dem Markt sind.
- Nikotin: Je nach Liquid in verschiedenen Dosierungen von 0 mg/ml bis 18 mg/ml enthalten. Messungen zeigen, dass je nach Produkt und Dosierung weniger bis gleich viel Nikotin ins Blut gelangt wie bei normalen Zigaretten.
- Aromastoffe: Es handelt sich dabei um dieselben Aromastoffe, wie sie in Nahrungsmitteln eingesetzt werden und so konsumiert auch ungefährlich sind. Aber auch hier gilt: Über die inhalierte Aufnahme existieren noch zu wenige Daten.
Im Dampf einzelner Proben wurden darüber hinaus Spuren der krebserregenden Stoffe Formaldehyd, Acetaldehyd, Acrolein, Chrom und Nickel gefunden, die alle ebenfalls in normalen Zigaretten vorkommen. Die Konzentrationen dieser Substanzen lagen bei allen Messungen in E-Zigaretten um ein Vielfaches (10 bis 10‘000 Mal) tiefer als in echten Zigaretten.
Auf jeden Fall weniger gesund als frische Luft also. Aber bedenkt man die über 200 giftigen und über 40 krebserregenden Substanzen in gewöhnlichen Zigaretten, welche zu Herz-Kreislauf-Schäden, Krebs in über zehn Organen und chronischen Lungenerkrankungen wie COPD führen, könnten E-Zigaretten doch das geringere Übel sein. Ihre Hauptgefahr ist denn auch eher darin zu sehen, dass sie das Rauchen wieder salonfähig machen. Und damit sämtliche Bemühungen der Gesundheitsautoritäten unterwandern, das Rauchen aus der Gesellschaft zu verbannen.