Viele Menschen reagieren auf Stress mit irgendeiner Veränderung ihres Essverhaltens. Entweder man isst mehr und fällt in die Kategorie der Stress-Esser, oder man isst weniger und fällt in die Kategorie der Stress-Hungerer. Beides ist in etwa gleich verbreitet, aber vor allem das Stress-Essen gilt gemeinhin als ungesund und dickmachend. Von gewissen Forschern wird es sogar mit verantwortlich gemacht für die in westlichen Ländern grassierende Übergewichts-Epidemie.
Deutsche Forscher haben nun mit einem interessanten Experiment Hinweise geliefert, dass dem vielleicht gar nicht so sein könnte.
Für ein Experiment haben sie 250 Studenten zuerst nach ihrem Essverhalten bei Stress befragt – über die Hälfte ass unter Stress entweder mehr oder weniger. Dann setzten sie die Teilnehmer entweder einer unangenehmen oder einer angenehmen Situation aus. Danach durften die Teilnehmer so viel Eiscreme essen, wie sie wollten (in der Annahme, dass es sich hierbei um ein anderes, unabhängiges Experiment handle).
Tatsächlich assen die Stress-Esser in unangenehmen Situationen im Schnitt 120 Kilokalorien mehr als die Stress-Hungerer. Aber nach der angenehmen Situation zeigte sich genau das Umgekehrte: Jetzt schlugen die Stress-Hungerer über die Stränge und konsumierten im Schnitt 74 Kilokalorien mehr. Für die Forscher bedeutet dies: Sowohl Stress-Esser wie auch Stress-Hungerer haben eine Schwachstelle fürs Essen.
Während die einen es im Stress tun, tun es die anderen als Belohnung. Stress-Essen ist also wohl gar nicht so ungesund wie angenommen, weil man es in stressfreien Zeiten automatisch durch hungern kompensiert. Ganz so schlecht braucht man sich also wegen der Stresskalorien nicht zu fühlen – wichtiger ist wohl, einfach für genügend stressfreie Momente zu sorgen. Und das ist ja nicht nur wegen der Kalorien ratsam...