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Person erhält Injektion in den OIberarm.
Legende: Eine Hepatitis-Impfung kann Leben retten. Colourbox

Experten prophezeihen Hepatitis-Welle

Die Schweizer Expertengruppe für virale Hepatitis (SEVHep) sagt der Schweiz eine Welle von schweren Lebererkrankungen durch Hepatitis-Infektionen voraus. Die Früherkennung von infizierten Personen in der Schweiz und Europa sei mangelhaft.

Hepatitis-Viren fordern jährlich über eine Million Todesopfer. – Die WHO warnt anlässlich des Welt-Hepatitis-Tages am 28. Juli vor den gravierenden Folgen einer Infektion, die meist erst dann bemerkt wird, wenn sie bereits chronisch geworden ist. Unbehandelt führt die Infektion fast immer zu Leberversagen oder Leberkrebs.

Auch hierzulande werden die Fallzahlen von Hepatitis B und C steigen, warnt die Schweizer Expertengruppe für virale Hepatitis (SEVHep). Schon heute sind rund 20'000 Personen mit Hepatitis B infiziert und bis zu 78'000 mit Hepatitis C. Von einem «Notfall für die öffentliche Gesundheit der Schweiz» schrieb deshalb SEVHep-Mitglied Francesco Negro vom Unispital Genf unlängst in der Schweizerischen Ärztezeitung. «Die Alterung der infizierten Bevölkerung wird in den nächsten Jahren für einen erheblichen Anstieg der Zahl an Patienten verantwortlich sein, die eine fortgeschrittene Erkrankung oder gar ein Karzinom entwickeln», schreibt er. Dazu kommen schätzungsweise rund 40 neue Hepatitis B- und 200 neue Hepatitis C-Fälle pro Jahr, sowie hunderte von Fällen bei Migranten, die das Virus schon bei der Einreise in sich tragen.

Höhepunkt 2020 bis 2025

Der Höhepunkt der Welle sei in den Jahren 2020 bis 2025 zu erwarten, schätzt Negro. Auch die damit verbundenen Kosten würden weiterhin steigen. «In den USA schätzt man die Kosten durch Hepatitis C auf fünf Milliarden US-Dollar jährlich», schreibt Negro. Auf die Schweiz bezogen entspreche das einer Summe von 100 Millionen Franken pro Jahr.

Die Krux: Etwa zwei Drittel aller Infizierten ahnen nichts von ihrer Infektion. Denn chronische Hepatitis-B- und -C-Erkrankungen verlaufen in der Phase vor den Folgeerkrankungen nahezu ohne Symptome. Das grosse Problem ist es also laut der Expertengruppe, die infizierten Personen ausfindig zu machen – die jetzigen Strategien zur Früherkennung seien ineffizient.

Früherkennung verbessern

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Ein Screening der Gesamtbevölkerung wäre zu teuer. Die USA wollen alle Personen der Jahrgänge 1945 bis 1965 testen. In der Schweiz entsprächen dem die Jahrgänge 1955 bis 1975: Personen, die in den «wilden» 60ern bis 80ern mit Drogen und freiem Sex experimentiert haben, seien häufiger mit Hepatitis-Viren infiziert – wobei damals auch Bluttransfusionen und ungenügend sterilisiertes medizinisches Material zu Infektionen geführt hätten.

Die Expertengruppe legt den Ärzten deshalb nahe, insbesondere gewisse Risikogruppen systematisch auf Hepatitis-Viren zu testen. Dazu gehören zum Beispiel Personen mit HIV, Empfänger von Bluttransfusionen vor 1992, Drogenbenützer oder Gesundheitspersonal. Damit könnten die meisten neuen Infektionen entdeckt werden und die Personen korrekt behandelt werden.

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