Bitterstoffe sollen Verkrampfungen der Bronchialmuskulatur lösen – und zwar besser als bisher eingesetzte Wirkstoffe. Das bestätigen Forscher der University of Massachusetts.
Bislang wiesen sie diesen Effekt nur in Mäusen nach, doch die Wissenschaftler sind zuversichtlich, dass auch Tests an Patienten ähnliche Ergebnisse bringen. Denn der Körper von Säugetieren – und demnach auch der des Menschen – ist offenbar sehr empfänglich für Bitterstoffe. Dass die Rezeptoren für Bitteres auf der Zunge sitzen, ist klar. Es befinden sich aber auch Zellen in der Muskulatur der Bronchien, die auf Bitterstoffe mit einer Entspannung der Muskulatur reagieren.
Das Ganze funktioniert über die Regulation des Kalziumhaushalts: Während eines Asthmaanfalls sind kleine Kanäle weit geöffnet, über die Kalzium ins Innere der Bronchialmuskelzelle strömt. Darauf reagiert die Zelle, indem sie sich zusammenzieht. Betroffene bekommen das durch Atemnot zu spüren. Wenn jedoch ein Bitterstoff die Bitter-Rezeptoren reizt, die auf der Zellwand der Bronchialmuskelzellen sitzen, wird ein Eiweissstoff freigesetzt, der die Kanäle der Zelle blockiert und das Einströmen des Kalziums stoppt. Die Folge: Die Muskelzellen entspannen sich wieder – und zwar sehr schnell. Damit haben die Bitterstoffe gegenüber den herkömmlichen Wirkstoffen in Inhalatoren einen klaren Vorteil, denn diese brauchen fünf Minuten bis eine halbe Stunde, bis sie wirken – mit Nebenwirkungen wie Herzrasen, zittrigen Händen, Kopfschmerzen, Übelkeit oder Schwindel.
Bislang ist diese Wirkung erst im Tierversuch belegt. Die Forscher um Ronghua ZhuGe freuen sich dennoch: Jetzt, wo bekannt ist, wie Bitterstoffe wirken, könnten gezielte Studien nach noch wirkungsvolleren Komponenten der Bitterstoffe den Grundstein dafür legen, dass Asthmaanfälle der Vergangenheit angehören.